Demonstration in Solingen gegen Rassismus

20 Jahre nach dem Anschlag

2.000 demonstrieren in Solingen

Stand: 25.05.2013, 17:35 Uhr

In Solingen haben am Samstag (25.05.2013) rund 2.000 Menschen gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus protestiert. Die Demonstration war der Auftakt der Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag des Brandanschlags, bei dem 1993 fünf Türkinnen starben.

Wie die Polizei WDR.de am Nachmittag sagte, lösten zu Beginn der Demonstration sieben türkische Nationalisten Unmut unter den übrigen rund 2.000 Demonstranten aus. Sie erhielten einen Platzverweis. Bei einer Spontankundgebung vor dem Rathaus wurden darüber hinaus zwei Menschen leicht verletzt. Die Kundgebung unter dem Motto "Das Problem heißt Rassismus" führte die Demonstranten auch an den Anschlagsort. Dort, wo in der Nacht vom 29. Mai 1993 das Haus der türkischen Familie Genç in Flammen aufging, erinnert heute ein Mahnmal an die Opfer des rechtsradikalen Anschlags. Vier junge Männer hatten sich mit Benzinkanistern in den Hausflur der Familie geschlichen und das Feuer gelegt. Die Bewohner konnten nicht mehr flüchten. Eine junge Frau sprang in den Tod, vier weitere Frauen und Mädchen verbrannten. 1994 wurden die Täter aus der Neonazi-Szene zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Das Mahnmal "Solinger Bürgerinnen und Bürger"

Ein Mahnmal erinnert an die Opfer rechter Gewalt

Löhrmann: "Wenn wir uns kennen, verlieren wir Ängste"

Vielen sei heute nicht mehr bewusst, was der Mordanschlag bei Menschen türkischer Herkunft ausgelöst habe, sagte Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) bei einem "Gipfel gegen Rassismus", zu dem die Türkische Gemeinde in Solingen eingeladen hatte. "1993 lebten Migrantinnen und Migranten aus der Türkei bereits seit 30 Jahren in Deutschland. Und dann wurde ein Haus angezündet, weil dort Türken wohnten."

Demonstranten tragen am 29. Mai 1993 vor dem ausgebrannten Haus der Familie Genc in Solingen türkische Fahnen.

Demonstrationen im Jahr 1993

Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) forderte, das Miteinander von Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen Kulturen zu fördern. Die Schulen seien der beste Platz für interkulturelle Vielfalt. "Denn wenn wir uns kennen, verlieren wir Ängste und fühlen uns miteinander verbunden. Und mit dieser Verbundenheit nimmt Gewalt, auch rechte Gewalt, ab."

Veranstaltungen bis zum November

Die Gedenkveranstaltungen in Solingen gehen weiter: Am Dienstagabend (28.05.2013) ist ein "Lichterweg" zum Ort des Anschlags geplant. Am Mittwoch (29.05.2013) findet die offizielle Gedenkfeier statt. Die Stadt verleiht an diesem Tag auch den Ehrenpreis "Silberner Schuh", der an Menschen mit "Mut, Toleranz und Zivilcourage" gehen soll. Noch bis November sind unter dem Motto "Toleranz und Vielfalt" zahlreiche weitere Veranstaltungen wie Konzerte, Ausstellungen und Diskussionen geplant.