Ermittler untersucht ein Fahrzeug am Tatort

Schlag gegen kalabrische Mafia

Polizei verfolgt heiße Spur

Stand: 30.08.2007, 15:31 Uhr

Rund zwei Wochen nach den Mafiamorden in Duisburg folgen die Ermittler in Deutschland ersten konkreten Hinweisen. Sie werden als "vielversprechend" eingestuft. In Italien holte die Polizei derweil zu einem großen Schlag gegen die kalabrische Mafia aus.

Die Spur hat sich nach den Razzien am vergangenen Freitag (24.08.2007) ergeben, teilte die Duisburger Polizei am Donnerstag (30.08.2007) mit. Zu Festnahmen sei es bislang aber nicht gekommen. Bei den Durchsuchungsaktionen seien zahlreiche Gegenstände sichergestellt worden, die derzeit ausgewertet würden. In mehreren Fällen hätten die Ermittler Wohnungen vorgefunden, die fluchtartig verlassen worden seien. Teilweise hätten sich auf den Tischen noch halb gefüllte Gläser und Flaschen befunden. Daneben seien Briefumschläge mit Bargeld gefunden worden.

Die Polizei bestätigte zudem, dass es sich bei der Feierlichkeit am 15. August im Restaurant "Da Bruno" nicht um eine Geburtstagsfeier gehandelt habe, sondern um ein Aufnahmeritual in die 'Ndrangheta. Bei einem der Opfer sei ein Beweisstück in Form eines angebrannten Heiligenbildes gefunden worden.

Mafia-Boss soll einer der Festgenommenen sein

In Italien hat die Polizei am frühen Morgen eine Großaktion in der Mafiahochburg San Luca gestartet. Polizei und Carabinieri umstellten die 4.200-Seelen-Gemeinde, um mögliche Fluchtversuche zu vereiteln. Hubschrauber kontrollierten die Operation aus der Luft. Mehrere mutmaßliche Clan-Mitglieder wurden in einem Bunker entdeckt, der unter einem Wohnhaus mitten im Zentrum des Dorfes eingerichtet worden war. Insgesamt 500 Beamte suchten nach 43 mutmaßlichen Mafiosi, gegen die Haftbefehl erlassen worden war. Bis zum frühen Nachmittag seien 32 Verdächtige festgenommen worden, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Festnahmen gab es auch in der Nähe von Rom und in Neapel. Die Polizei in Duisburg sei über die Aktionen informiert gewesen und werde auch weiter auf dem Laufenden gehalten, sagte ein Polizeisprecher WDR.de. BKA -Chef Jörg Ziercke hält sich zudem derzeit in Italien auf.

Die Gesuchten sollen in Zusammenhang mit der blutigen Familienfehde in San Luca stehen. Diese Fehde ist nach Meinung der Behörden wahrscheinlich Auslöser für die Bluttat mit sechs Toten in Deutschland gewesen. Einer der Festgenommenen soll Giovanni N. sein, der als Kopf eines Clans gilt und angeblich Drahtzieher der Duisburger Morde ist. Die Mörder der sechs Männer in Duisburg sind laut der italienischen Polizei aber nicht unter den Festgenommenen.

Fahndung nach Brüdern der Duisburger Opfer

Die Polizei-Aktion sei das Ergebnis von komplexen Ermittlungen, die bereits nach der Bluttat im Dezember vergangenen Jahres eingeleitet wurden, zitierte die Nachrichtenagentur ADN Kronos Polizeichef Antonio Fiano. Den Mafiosi werde unter anderem Mord, Waffenschmuggel und Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen, hieß es. Bei der Aktion wurde unter anderem nach den Brüdern von zwei der Duisburger Opfer gefahndet. Außerdem sollen die mutmaßlichen Hauptverantwortlichen für die Ermordung der Ehefrau des Clan-Chefs N. Sie war im vergangenen Dezember erschossen worden. Rache für diesen Mord könnte nach Meinung der Behörden das Motiv für die Tat in Duisburg gewesen sein. Inwieweit die Festnahmen in Italien konkrete Hinweise für die deutschen Ermittler liefern könnten, werde derzeit noch überprüft, sagte ein Duisburger Polizeisprecher.