Innenminister Wolf lobt Ermittler
Fünf Mafia-Opfer in Italien beerdigt
Stand: 23.08.2007, 21:49 Uhr
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen sind fünf Opfer der Mafia-Morde von Duisburg in Italien beerdigt worden. Derweil lobte NRW-Innenminister Wolf im Landtag die Arbeit der Ermittler. Kritik kam von der Opposition.
Die Leichen zweier erschossener Brüder trafen am frühen Donnerstagmorgen (23.08.2007) in der süditalienischen Stadt Reggio Calabria ein. Sie wurden umgehend in die Kirche des Ortes Siderno gebracht. Bei der Bestattung hatte es auf Anweisung der Stadtverwaltung aus Sicherheitsgründen keinen Trauerzug von Verwandten und Freunden gegeben, weil neue Gewalttaten befürchtet wurden. "Wer diese schrecklichen Taten begangen hat, der muss Reue zeigen", sagte der Pfarrer. "Keiner von uns darf seine eigenen Brüder zum Tode verurteilen."
Drei weitere Opfer der Morde wurden nach Rom gebracht und sollten in Leichenwagen nach Kalabrien gefahren werden. Auch ihre Beisetzung am Donnerstagabend sollte ohne Trauerzug stattfinden. Ein weiteres Opfer - ein 18- Jähriger, der als einziger nicht zu dem kalabrischen Familienclan der übrigen Opfer zählt - wird am Freitag (24.08.2007) in Mülheim beerdigt.
Innenminister Wolf weist Kritik zurück
Bei einer Sitzung des Innenausschusses des Düsseldorfer Landtags sagte NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) am Donnerstag, die Polizei habe weder Anhaltspunkte für die Tat gehabt noch Hinweise, dass eines der Opfer im Dezember 2006 an einem Mord in Italien beteiligt gewesen sei. "Erst recht lag kein Haftbefehl gegen einen der getöteten Männer vor", sagte Wolf. Er reagierte damit auf Informationen, die Polizei habe gewusst, dass die kalabrische Mafia im Ruhrgebiet operiere.
Minister Wolf wies die Kritik zurück und lobte, die Ermittlungsgruppe der Duisburger Polizei arbeite "zügig und gründlich". Die Beamten seien "hoch motiviert". Mehr als 120 Polizisten arbeiteten derzeit an der Aufklärung des sechsfachen Mordes, darunter Spezialisten von Landes- und Bundeskriminalamt und sieben Polizisten aus Italien. 340 Hinweise seien bislang eingegangen.
Bund Deutscher Kriminalbeamter warnt vor Parteiengezänk
Die Opposition im Landtag kritisierte die Äußerungen Wolfs als nicht ausreichend. "In der Presse sehen wir aus wie eine Bananenrepublik, das muss auch vom Minister ausgeräumt werden", kritisierte die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Monika Düker. Der Duisburger SPD-Abgeordnete Sören Link kritisierte Wolf, weil der Minister "anders als beim Fall Emsdetten nicht sofort vor Ort war und den Angehörigen der Opfer kondoliert hat".
Wilfried Albishausen warnt vor Parteigezänk
Unterdessen warnte der Bund Deutscher Kriminalbeamter vor Parteiengezänk. "Die Mafia-Morde dürfen nicht zu den üblichen parteipolitischen Auseinandersetzungen, wie wir sie aus dem Terrorismusbereich kennen, führen", sagte der Landesvorsitzende Wilfried Albishausen.
Schickte eigener Clan die Killer?
Unterdessen berichtete die "Bild"-Zeitung am Donnerstag von einem wichtigen Zeugen der Polizei, der einen neuen Verdacht aufwerfe. Demnach soll der Anschlag dem Chef des italienischen Restaurants gegolten haben, vor dem die Killer zuschlugen. Der 38-Jährige habe seine Geschäfte gegen den Willen des kalabrischen Familienclans ausweiten wollen. Nach einer Warnung habe ihm der eigene Clan die Killer auf den Hals gehetzt. Die Informationen kämen von einem Mafia-Insider, der als Zeuge von der Polizei unter Schutz genommen worden sei.
Die Polizei betonte, sie kommentiere Zeitungsspekulationen nicht. Offiziell sehen die Behörden einen Racheakt zwischen zwei kalabrischen Mafia-Clans als Hintergrund der Tat. Als Ziel des Anschlags gilt ein Mann, der an der Ermordung der Frau eines Mafia-Paten in San Luca beteiligt gewesen sein soll.