Nach dem Sechsfachmord von Duisburg am vergangenen Mittwoch (15.08.2007) hatte die Polizei ein Phantombild veröffentlicht, das über 150 Hinweise erbrachte - darunter aus Duisburg, Italien und Paraguay. Dabei glaubten die Augenzeugen jedoch, unterschiedliche Personen wiedererkannt zu haben, so ein Polizeisprecher auf Nachfrage von WDR.de. Wie weiter mitgeteilt wurde, gibt es nach wie vor keine heiße Spur. Zwar wurde eine Waffe gefunden; diese soll aber ersten Erkenntnissen zufolge nicht bei der Tat benutzt worden sein.
Die Polizei sucht nach weiteren Zeugen. In Tatortnähe seien zwei Radfahrer gesehen worden, die sich bislang noch nicht bei den Ermittlern gemeldet hätten.
Sind die Täter in die Niederlande geflüchtet?
In den Niederlanden gibt es derweil Spekulationen über den Aufenthaltsort der mutmaßlichen Täter. Eine große Tageszeitung behauptet, die beiden gesuchten Mafia-Killer seien nach Holland geflüchtet. Sie stützt sich dabei auf die Aussage eines Ex-Mafioso. Wie weit diese Meldung den Tatsachen entspricht, ist offen. Die Amsterdamer Polizei bestätigte lediglich, dass eines der Duisburger Opfer, Sebastiano S., längere Zeit in einem Vorort von Amsterdam gelebt habe.
Sebastiano S. war im Oktober 2005 in einem Amsterdamer Café festgenommen worden, weil er in Drogengeschäfte mit Kolumbianern verstrickt gewesen sein soll. Bei der Durchsuchung seiner Unterkunft fand die Polizei eine Presse, mit der man Kokain luftdicht verpacken kann. Die Amsterdamer Behörden überstellten Sebastiano S. nach Italien, wo er bereits seit acht Jahre gesucht wurde. Warum er sich unter diesen Umständen als freier Mann in Duisburg bewegen konnte, ist noch ungeklärt.
Fehde zwischen Mafia-Familien?
In der Nacht auf Mittwoch waren sechs Italiener in ihren Autos erschossen worden, als sie vom Duisburger Restaurant "Da Bruno" wegfahren wollten. Dabei leisteten sie offensichtlich keine Gegenwehr. Die Polizei geht davon aus, dass es sich dabei um einen Racheakt im Zusammenhang mit einer Blutfehde zwischen zwei kalabrischen Familien aus San Luca handelt, die beide der Mafia 'Ndrangheta zugerechnet werden. Deswegen wird die Duisburger Mordkommission von sieben Mafiaspezialisten der italienischen Polizei unterstützt.
Familien kümmern sich um Beerdigung
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft die sechs Leichen zur Bestattung freigegeben. Ob alle Opfer in Italien beigesetzt werden, ist noch offen. Teilweise sind die Familien aus dem kalabrischen San Luca angereist. Die Beisetzungen werden von den Familien organisiert. Die Opfer haben größtenteils in Duisburg und Mülheim gewohnt, zwei waren kürzlich aus Italien gekommen.