WDR-Symposium diskutierte Rolle der Musliminnen

Selbstbewusste Frauen, nicht nur Opfer

Stand: 08.03.2005, 20:45 Uhr

Welches Bild vermitteln die Medien über muslimische Frauen in Deutschland? Welches Bild hat die Gesellschaft von ihnen? Das waren die Hauptfragen, denen sich ein Symposium des WDR anlässlich des Internationalen Frauentages widmete.

"Muslimische Frauen wollen in der deutschen Gesellschaft einfach akzeptiert werden. Die gegenwärtige Debatte über Kopftuchträgerinnen und Zwangsheirat könnte ein herber Rückschlag für die Integration von Muslimen in Deutschland sein", mahnte die Buchautorin und Islamforscherin Katajun Amirpur zu Beginn der Veranstaltung im Kölner WDR-Funkhaus. Die WDR-Gleichstellungsbeauftragte Wilhelmine Piter und der Integrationsbeauftragte Gualtiero Zambonini hatten sie nebst weiteren Expertinnen zu dem Symposium "Nicht gesehen und doch im Blickpunkt: die muslimische Frau in Medien und Gesellschaft" eingeladen, um kritisch über die Darstellung von Musliminnen in den Medien zu diskutieren.

Müller: Nicht alle Frauen über einen Kamm scheren

Mit Erfolg. Drei Stunden lang konnten die Zuschauer einer ausgesprochen kontroversen und interessanten Debatte folgen. Nur in einem wesentlichen Punkt waren sich alle Frauen einig: Es müsse mehr differenziert werden. "Die Unterdrückung vieler Frauen in islamischen Ländern hat kulturell-gesellschaftliche Ursachen, nicht religiöse. Es sind diese Ursachen, die Gleichberechtigung und volle gesellschaftliche Teilnahme von Frauen verhindern", so Kerstin Müller. Die Staatssekretärin im Auswärtigen Amt plädierte dafür, nicht alle muslimischen Frauen über einen Kamm zu scheren und ihnen nicht mit stereotypen Vorurteilen zu begegnen.

Yasemin Karakasoglu, Professorin des ersten deutschen Lehrstuhls für interkulturelle Pädagogik an der Universität Bremen, warnte: "Die nahezu ausschließliche Betrachtung ihrer Lebensrealität als problembehaftet verhindert den Zugang zur Pluralität von Lebensweisen der Musliminnen in Deutschland ebenso wie in muslimischen Ländern. Sie werden dabei nicht als Frauen gesehen, die ihre Religion als Bereicherung ihres Lebens erfahren und gleichzeitig ihr Leben aktiv und kreativ gestalten."

Gespräch mit statt über muslimische Frauen

Zum Schluss der Veranstaltung zeigte sich Zambonini zufrieden: "Wir wollten mit dieser Tagung ein öffentlichkeitswirksames Gespräch mit muslimischen Frauen eröffnen statt über sie. Das ist uns gelungen, wie die erfreuliche Resonanz auf unsere Veranstaltung und die breite Berichterstattung zeigen."

Zuvor hatte WDR-Intendant Fritz Pleitgen die Bedeutung der Veranstaltung hervorgehoben: "Die Integration von Menschen ausländischer Herkunft stellt eine große Herausforderung für die deutsche Gesellschaft dar. Dabei entbrennt vor allem eine Kontroverse um die Integrationsfähigkeit und -willigkeit muslimischer Menschen. Das Schlagwort vom Kampf der Kulturen geht um. Gerade auch die Situation muslimischer Frauen wird immer wieder thematisiert - oft zu emotional und zu wenig auf dem Boden fundierter Tatsachen. Es ist Aufgabe der Medien, insbesondere des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, hier zu Information, Aufklärung und Versachlichung beizutragen - im Programm, aber auch mit Veranstaltungen wie der heutigen."