Nach den massiven Protesten im Braunkohle-Tagebau Garzweiler haben Aktivisten in der Nacht zu Montag (17.08.2015) neue Blockaden im Rheinischen Revier gestartet. Diesmal war der Tagebau Hambach bei Düren betroffen. Acht Personen ketteten sich dabei an vier Streckenabschnitten der Hambach-Bahn an, sagte eine Sprecherin der Polizei in Düren dem WDR. Nur mit Spezialgerät hätten die Umweltaktivisten von den Schienen gelöst werden können.
Der Zugverkehr der Kohlebahn sei bis mittags eingestellt worden, die beteiligten Aktivisten seien von der Polizei in Gewahrsam genommen worden, so die Dürener Polizei. Zwei weitere Blockaden seien schon in der Nacht beendet worden. Die Hambach-Bahn ist schon häufiger das Ziel von Umweltaktivisten gewesen. Die RWE-eigene Bahn liefert Braunkohle aus dem Tagebau Hambach zum Kraftwerk Niederaußem.
Protesttage gegen Braunkohle
Schon am Samstag (15.08.2015) hatten hunderte Aktivisten den Braunkohle-Tagebau Garzweiler II bei Erkelenz blockiert. In diesen Tagen starteten mehrere Gruppen Aktionen gegen den Braunkohle-Abbau am Niederrhein. Die Gruppen agieren unabhängig voneinander. Ein großes Protestcamp mit über tausend Teilnehmern in der Nähe des Tagebaus bei Erkelenz steht zum Beispiel nicht in direktem Zusammenhang mit der Blockade der Hambach-Bahn. "Das war eine autonome Aktion, die solidarisch zu den anderen Widerstandsformen der vergangenen Tage steht", sagte ein Aktivist der Blockade-Aktion dem WDR, der unerkannt bleiben will.
16 Umweltaktivisten an Blockade vor Ort beteiligt
An der Blockade der Kohlebahn seien insgesamt 16 Umweltaktivisten vor Ort beteiligt gewesen, die den Betrieb der Hambach-Bahn in vier autonomen Gruppen gestört hätten. Am Montagnachmittag führte dies zu starker Polizeipräsenz auf den Brücken, die über die Strecke der Hambach-Bahn führen.
Die Aktivisten bezeichneten den Einsatz der Polizei in den vergangenen Tagen als "massiv", "ruppig" und "unverhältnismäßig". Eine Zusammenarbeit mit der Polizei können sich die Aktivisten nicht vorstellen, sagte ein Mitglied der Pressegruppe der Kohlebahn-Blockade: "So was schließen wir aus, zumal die Gangart der Polizei härter geworden ist."
RWE will Strafanzeigen prüfen
Bei den Protesten vom Wochenende gab es auch eine friedliche Demonstration im niederheinischen Dorf Immerrath bei Erkelenz, das bald dem Tagebau Garzweiler weichen muss. Nach den Protesten seien Polizeiangaben zufolge bisher 797 Strafanzeigen gefertigt worden. Ermittelt werde unter anderem wegen Hausfriedensbruch, Landfriedensbruch, Verstoß gegen das Waffengesetz und Störung öffentlicher Betriebe. Ein Messer sei bei einem Demonstranten beschlagnahmt worden. Der Kohlekonzern RWE hatte bereits während der Besetzung angekündigt, dass man Strafanzeigen gegen die Umweltaktivisten prüfe.
Bündnis kritisiert Polizeigewalt
Martin Weis, Sprecher des Protest-Bündnisses "Ende Gelände", hatte am Samstag den Polizeieinsatz in Garzweiler kritisiert. Die Demonstranten hätten lediglich "zivilen Ungehorsam geübt", während die Polizei Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt habe. Eine Journalistin sei verletzt worden. Aktivisten seien eingekesselt worden. Nach Angaben von Weis waren 1.500 Demonstranten vor Ort. Das Protestcamp dauert noch bis Montagabend (17.08.2015). Das Bündnis will mit den Protesten gegen die klimaschädliche Braunkohle demonstrieren. Vor dem Weltklimagipfel im Dezember in Paris soll der Druck auf die Politik erhöht werden, angesichts des Klimawandels stärker auf erneuerbare Energien umzusteigen.
Die Gewerkschaft der Polizei in NRW verteidigte das Vorgehen der Polizei. "Der Auftrag der Polizisten war es, das Gelände zu schützen. Sie haben sich gegen die Aktivisten, die das Areal illegal betreten wollten, nur gewehrt", sagte der Landevorsitzende Arnold Plickert der "Rheinischen Post" (Montagausgabe). "Das ist bedauerlich, aber das geht leider nicht anders." Die Umweltaktivisten wollen sich weiter starkmachen gegen Braunkohle. "Die Brutalität, mit der die Polizei vorgegangen ist, steigert nur die Entschlossenheit der Aktivisten", sagte ein Mitglied der Pressegruppe der Kohlebahn-Blockade. Weitere Aktionen würden folgen.