Anschläge auch in NRW
Angeblich Bekennervideo zu Anschlag in Köln
Stand: 12.11.2011, 16:28 Uhr
Die nahe Eisenach tot aufgefundenen Neonazis Uwe B. und Uwe M., die wegen der sogenannten Döner-Mordserie verdächtigt werden, haben einem Medienbericht zufolge ein Geständnis auf DVD hinterlassen. Darin bekennen sich zu einem Bombenattentat in Köln im Jahre 2004. Die Bundesanwaltschaft bestätigte, dass es Hinweise auf einen Zusammenhang gibt.
Nach den neuen Erkenntnissen über einen mutmaßlich rechtsextremistischen Hintergrund rollt die Polizei zwei ungeklärte Anschläge in Nordrhein-Westfalen wieder auf. Wie "Spiegel Online" am Samstag (12.11.2011) berichtete, hinterließen die mutmaßlichen Rechtsterroristen ein Bekennervideo, das dem Magazin vorliegt. In dem Film bekenne sich die Gruppe auch zu dem Bombenanschlag in der Kölner Keupstraße im Jahr 2004. Zu sehen sei unter anderem ein Foto der mutmaßlichen Bombe, bevor sie scharf gemacht wurde. Die Bundesanwaltschaft bestätigte WDR.de, dass es Hinweise auf einen Zusammenhang mit dem Anschlag gibt. Zureichende Anhaltspunkte, die einen konkreten Anfangsverdacht für den Anschlag in der Keupstraße rechtfertigen würden, lägen allerdings noch nicht vor.
Schon vorher hatte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) erklärt, dass jetzt alle "Straftaten, die über ähnliche Muster verfügen", noch einmal untersucht werden. In NRW seien das neben dem Anschlag in der Keupstraße auch der Anschlag auf jüdische Aussiedler an der S-Bahn-Haltestelle Wehrhahn in Düsseldorf im Jahr 2000, sagte Jäger am Samstagvormittag (12.11.2011).
Zusammenhänge zu anderen Anschlägen
Nach der Explosion in Zwickau
Bei dem Anschlag in der Keupstraße am 9. Juni 2004 waren 22 Menschen verletzt worden. Die Täter hatten eine selbst gebaute Nagelbombe auf einem Fahrrad deponiert und per Fernsteuerung gezündet. Die Polizei suchte vergeblich nach zwei Männern, die kurz vor der Explosion von einer Videokamera aufgenommen worden waren. Bei den Ermittlungen im Zusammenhang mit Heilbronn waren den Ermittlern Ähnlichkeiten zwischen den damals auf dem Video festgehalten Personen und den nun tot in einem Wohnmobil bei Eisenach entdeckten Männern aufgefallen. Die beiden Männer und ihre mutmaßliche Komplizin seien schon 1998 als Bombenbauer aufgefallen, sagte Jäger. "Da ist es natürlich zwangsläufig, dass die beiden Anschläge in Köln und Düsseldorf im Lichte der Erkenntnisse neu bewertet werden müssen."
Splitterbombe an der S-Bahn-Haltestelle
Der Bombenanschlag in Düsseldorf ist bis heute ungeklärt
Bei dem Anschlag in Düsseldorf waren am 27. Juli 2000 zehn Menschen, überwiegend jüdische Einwanderer aus Osteuropa, durch eine Splitterbombe verletzt worden, zwei von ihnen lebensgefährlich. Eine Frau hatte ihr ungeborenes Baby verloren. Die Opfer waren zum großen Teil Sprachschüler aus Solingen auf dem Weg vom Unterricht zur S-Bahn.
Anschlag auf türkischen Kioskbesitzer
Ein Opfer lebte in Dortmund
Zur Mordserie gehört auch ein Fall aus NRW. In Dortmund war im April 2006 ein türkischer Kioskbesitzer erschossen worden. Jäger sieht in der Mordserie Taten einer terroristischen Gruppierung. Die Täter hätten mindestens 13 Jahre lang "geplant, nicht spontan" im ganzen Bundesgebiet schwere Straftaten begangen. "Da ist die Grenze zum Terrorismus sicherlich erreicht, wenn nicht sogar überschritten."
Anschläge ohne Bekennerbrief
"Wir müssen Konsequenzen daraus ziehen, dass die Täter sich jahrelang im Untergrund in Deutschland bewegen konnten", forderte Jäger. Es sei allerdings untypisch, dass die Gruppe sich nicht zu ihren Taten bekannt habe. Üblicherweise prahlten Terroristen mit solchen Anschlägen. Das sei "auch einer der wesentlichen Gründe, warum die Zusammenhänge zwischen diesen Taten den Ermittlungsbehörden erst so spät klar geworden sind", sagte Jäger.
Am Freitag war bekannt geworden, dass hinter dem Heilbronner Polizistenmord und den Morden an acht türkischen und einem griechischen Kleinunternehmern zwischen 2000 und 2006 wohl die gleiche Gruppe rechtsextremer Täter steckt.