Schwarzbunte Kuh, im Vordergrund Milchglas

Für Tierwohl und Artenvielfalt: Weidemilch

Stand: 31.03.2021, 06:00 Uhr

Teil 3/3 - Bald mehr Geld für Weidehaltung?

Von Stefan Michel

Ob Stallhaltung oder Weidehaltung, der Arbeitsaufwand ist in etwa der gleiche, sagt Bauer Ilchmann. Aber die Weidekühe geben rund zehn Prozent weniger Milch als Stallkühe, weil sie beim Herumlaufen Energie verbrauchen, die sie nicht in Milch umsetzen können.

Keine fünf Cent mehr für Weidemilch

Deshalb war in der Initiative "Pro Weideland" vereinbart worden, dass die Molkereien für Weidemilch fünf Cent pro Liter mehr zahlen. In Wahrheit seien es aber eher ein bis zwei Cent mehr, klagt Ilchmann. Die Molkereien begründeten das damit, dass die Einführung der Marke "Weidemilch" aufwändig sei.

Ex-Minister Meyer nimmt ihnen diese Begründung nicht ab. Teilweise werde Weidemilch "20 Cent teurer im Supermarktregal angeboten" als Stallmilch. Da könne er sich nicht vorstellen, "dass man den Bauern nicht mindestens fünf Cent geben kann."

Voraussetzung: Weideland rund um den Hof

Sennerin mit geschmückter Kuh auf verschneiter Alm

Abtrieb von der Mordaualm

Leider könnten nicht alle Bauern auf Weidehaltung umsteigen, die das gerne tun würden, erklärt Bauer Ilchmann. Wenn die Weiden nicht rund um den Hof liegen, sondern man die Tiere "erst weite Wege, womöglich über öffentliche Straßen, treiben muss" oder sie gar "mit dem Vieh-Anhänger fahren muss", dann rechne sich das nicht. "Grundvoraussetzung für Weidehaltung ist genügend hofnahe Weidefläche."

Da wären Almbauern wie Josef Koller chancenlos. Sie bekommen aber Sondermittel aus dem Agrarhaushalt, für die Erhaltung der Almlandschaft.

Dieses Geld fließt aus der sogenannten "zweiten Säule" des EU-Agraretats, den Mitteln zur Förderung der ländlichen Räume. Der macht aber nur sechs Prozent des EU-Agrarhaushalts aus. Viel Luft nach oben für die Förderung von umweltgerechter Landwirtschaft ist da nicht.

60 Euro pro Weidekuh und Jahr?

Gerade verhandeln aber Bundesregierung und Bundesländer darüber, die "erste Säule" umzubauen. Diese 94 Prozent des Agraretats werden nach Flächengröße auf die Agrarbetriebe verteilt. Wer viel Fläche hat, bekommt viel Geld, ganz gleich, was er mit der Fläche anstellt.

Kuh auf Weide mit Wassertank

Bald mehr Geld für Weidehaltung

25 Prozent dieses Geldes soll künftig unabhängig von der Fläche verteilt werden, an Bauern, die etwas für Klima- und Naturschutz tun. Darauf scheinen sich Bund und Länder einigen zu wollen. Davon könnten auch die Weidehalter profitieren. "Wir hatten mal eine Weideprämie vorgeschlagen", erinnert sich Ex-Minister Meyer, "von 60 Euro pro Kuh und Jahr."

Das Geld dafür wäre wohl künftig da.