Nahaufnahme eines von einer Hand gehaltenen Handys mit einer geöffneten Payback-App.

Service Computer

Rabatt-Apps sammeln persönliche Daten

Haben Sie unsere App? Diese Frage, direkt gefolgt von "Payback?" bekommt man mittlerweile an jeder Kasse im Supermarkt, Kaufhaus oder Drogeriemarkt gestellt. Und tatsächlich nutzen sehr viele Menschen die Apps der Handelsketten, um über Angebote und Schnäppchen informiert zu werden, Rabatt-Coupons einzulösen oder Punkte zu sammeln. Was wahrscheinlich die meisten Nutzerinnen und Nutzer schon geahnt haben: Nicht nur die Menschen sammeln, die Apps tun das auch – sie sammeln persönliche Daten.

Apps wissen alles

Zu den Daten gehören zum einen die gesamte Einkaufshistorie: Was hat eine Person wann, wie oft gekauft? Damit verknüpft werden der Name, das Geburtsdatum, Anschrift, der aktuelle Standort, das Datum und die Uhrzeit der Nutzung und des Einkaufs. Viele der Rabatt-Apps lassen sich bei der Installation für die Steuerung der App per Sprachbefehl auch die Genehmigung zur Nutzung des Mikrofons geben. Es gibt keinen Beweis dafür, dass die Apps ihre Nutzerinnen und Nutzer heimlich belauschen.

Daten fließen an Dritte

Was die Firmen mit all diesen Daten tun, bleibt unklar. Die Zeitschrift "Finanztest" hat kürzlich solche Rabatt- und Kundenbindungs-Apps getestet. Ergebnis: Diese Kundenbindungs-Apps sammeln mehr Daten als andere Apps. Die Händler nutzen diese zum einen für sich selbst. Wer also zum Beispiel regelmäßig alle vier Wochen eine Fußcreme kauft, kann ziemlich sicher sein, dass regelmäßig Werbung für andere Produkte rund um "Füße" in der App auftauchen. Das eigene Einkaufsverhalten beeinflusst, was an Werbung innerhalb und auch außerhalb der App angezeigt wird. Denn: Händler geben gesammelte Daten eben auch an Dritte weiter.

Verfolgung auch in anderen Apps

Darunter sind Firmen wie Google, Tiktok, Facebook sowie Werbe-Vermarkter überall auf der Welt. Und die legen aus den Daten Profile an. Sie kombinieren Daten aus vielen, vielen Quellen: Aus Apps, von besuchten Websites, aus sozialen Netzwerken. Dadurch entsteht ein perfektes Bild der Menschen – diese Firmen kennen uns letztlich besser als wir uns selbst. Das führt etwa dazu, dass bei Youtube (gehört zu Google), TikTok, Facebook oder anderen Websites Inhalte angezeigt werden, die den eigenen Einkäufen zu tun haben.

Tracking light

Einige Rabatt-Apps lassen sich immerhin ohne Registrierung nutzen. Getrackt wird man dann unter der Werbe-ID – einer Nummer, die nicht immer mit der Identität verknüpft ist. Etwas weniger transparent wird man, wenn man die Kundenkarte aus Plastik statt der App nutzt – sofern die Handelskette das anbietet. Dabei weiß der Händler zwar auch, was gekauft wurde, es finden aber zumindest kein Tracking über andere Websites und keine Weitergabe von persönlichen Daten an Dritte statt.

Ohne Tracking keine Rabatte

Wenn man sich die Mühe macht, die Datenschutzerklärungen der Apps durchzulesen, findet man zwar die Namen der Firmen, die da Daten sammeln. Meistens klickt man das aber bei der Installation der App ab, ohne die langen Texte zu lesen. Das ist bei vielen Apps wohl auch so gewollt. Das Problem ist allerdings, dass man ohne Zustimmung die App nicht nutzen kann. Und ausschalten lässt sich das Tracking nicht.

Nutzung lohnt sich kaum

Die Zeitschrift Finanztest kam zu dem Ergebnis: "Keine Rabatt-App im Test bringt bei jedem Einkauf so große Preisvorteile, dass Sparfüchse sie auf ihrem Handy haben sollten." Auch wenn es in Einzelfällen vielleicht einmal 10 Prozent Rabatt gibt, insgesamt liegt die Ersparnis aber bei 0,5 bis 1 Prozent. Somit sollte jede und jeder gut überlegen, ob es sich lohnt, für so wenige Vorteile mit so vielen Daten zu bezahlen.

Autor: Michael Stein

Redaktion: Jan Friese

Service Computer: Rabatt-Apps sammeln persönliche Daten

WDR 5 Neugier genügt - Freifläche 01.08.2023 06:24 Min. Verfügbar bis 31.07.2024 WDR 5


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