Fragezeichen und Rufzeichen

FAQ - Fragen und Antworten

Stand: 11.09.2018, 14:00 Uhr

Hier können Sie sich zu häufig gestellten Fragen informieren. Zu Angelegenheiten einzelner Mitarbeiter kann sich der WDR aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht öffentlich äußern. Im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten beantworten wir hier jedoch zentrale Fragen zu dem Thema.

Wie geht der WDR mit Hinweisen auf sexuelle Belästigung um?

Grundsätzlich gilt: Wenn der WDR konkrete Hinweise auf mögliches Fehlverhalten erhält, werden diese sehr sorgfältig geprüft und im erwiesenen Fall auch arbeitsrechtlich geahndet. Sexuelle Übergriffe werden im WDR nicht geduldet.

Intendant Tom Buhrow: „Wir gehen im WDR respektvoll miteinander um, Übergriffe und Machtmissbrauch – in welcher Form auch immer – dulde ich nicht.“

Wie viele Fälle sexueller Belästigung im WDR gibt es?

Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes keine Auskunft zu Details geben können.

Über wie viele Fälle hat die Presse bislang berichtet?

Es wurde über entsprechende Vorwürfe gegen sechs Mitarbeiter des WDR und einer Person aus dem – wie der Stern schrieb – „WDR-Kosmos“ berichtet. Allen Hinweisen ist der WDR  in den vergangenen Monaten gründlich nachgegangen. Vorwürfe gegen einen dieser Mitarbeiter sind dem WDR seit 2016 bekannt und hatten auch entsprechende disziplinarische Konsequenzen. In einem weiteren Fall hat der WDR 2010 entsprechende Hinweise geprüft, etwaige Vorfälle konnten jedoch nicht aufgeklärt werden, da die möglicherweise Betroffenen anonym bleiben wollten. Alle anderen Vorwürfe sind neu.

Was hat der WDR getan, als die Vorwürfe im Frühjahr 2018 bekannt wurden?

Der WDR ist allen Hinweisen mit der gebotenen Sorgfalt sofort nachgegangen und hat unmittelbar zusätzliche Anlaufstellen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschaffen. Die Geschäftsleitung hat außerdem ein Paket von Sofortmaßnahmen zur besseren Prävention sexueller Belästigung im WDR verabschiedet.

Demnach wurden und werden aktive Führungskräfte in diesem Themenfeld zusätzlich geschult und sensibilisiert. Das Thema war und ist nach wie vor Gegenstand mehrerer Dialogveranstaltungen, sowohl unter Führungskräften als z.B. auch mit freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Weitere Termine haben sowohl in der Zentrale in Köln als auch in der Region und mit Blick auf die Auslandsstudios stattgefunden.

Darüber hinaus gibt es inzwischen mehr Informationen zum Thema sexuelle Belästigung. Allen aktiven und künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurde schriftlich mitgeteilt, dass der Sender sexuelle Belästigung nicht duldet und welche konkreten Beschwerdestellen es gibt. Dies gilt insbesondere auch für Freie, Auszubildende und Aushilfen.

Seit Mitte April konnten zudem alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsleitung Vorschläge machen, wie der WDR seine Prävention in diesem Bereich weiter verbessern kann. Zum Teil wurden diese Vorschläge bereits umgesetzt.

Der WDR beabsichtigt außerdem, dauerhaft eine externe Anlaufstelle einzurichten, an die sich Betroffene wenden können. Das Vorgehen wird mit dem Personalrat abgestimmt.

Darüber hinaus hat der Intendant die frühere ÖTV-Vorsitzende und Mitglied der EU-Kommission a.D. Monika Wulf-Mathies beauftragt, zu prüfen, wie der WDR mit Hinweisen auf sexuelle Belästigung in der Vergangenheit umgegangen ist. Für ihre unabhängige Prüfung erhielt Monika Wulf-Mathies uneingeschränkten Zugang zu allen Informationen, Vorgängen sowie Gesprächspartnern.

An wen können sich Betroffene wenden?

Für den Fall, dass WDR-Mitarbeiterinnen oder -Mitarbeiter sexuell belästigt worden sind oder Fälle melden wollen, hat der WDR mehrere Anlaufstellen eingerichtet. Hier geht es zur Übersicht.

Warum beschäftigt der WDR als Anlaufstelle unter anderem eine Kanzlei, die den WDR in der Vergangenheit bereits arbeitsrechtlich vertreten hat?

Bei der Beauftragung der Kanzlei im April 2018 ging es in einem ersten Schritt zunächst darum, möglichen Betroffenen kurzfristig eine Anlaufstelle außerhalb des WDR anzubieten. Eine schnelle Reaktion ist in solchen Fällen besonders wichtig, da für arbeitsrechtliche Maßnahmen gegen Beschuldigte sehr kurze Fristen gelten. Ansprechpartnerinnen sind dabei explizit zwei Anwältinnen, die den WDR bisher in arbeitsrechtlichen Fragen nicht vertreten haben.

Nach der Kritik an der ersten Anlaufstelle hat der WDR umgehend eine weitere Kanzlei beauftragt, aktuellen Hinweisen auf mögliche Fälle sexueller Belästigung nachzugehen.

An beide Kanzleien haben sich in den vergangenen Monaten Betroffene gewandt.

Der WDR hat Prof. Gebhard Henke, Leiter des Programmbereichs Fernsehfilm, Kino und Serie, gekündigt. Auf welcher Grundlage?

Mehr als zehn Frauen haben dem WDR über sexuelle Belästigung und unangemessenes Verhalten durch den bisherigen Leiter des Programmbereichs Fernsehfilm, Kino und Serie berichtet, teils in Zusammenhang mit Machtmissbrauch.

Der WDR überprüfte die entsprechenden Schilderungen sorgfältig und hörte den Beschuldigten an. Henke wies die Vorwürfe zurück. Im Ergebnis hielt der WDR die von den Frauen geschilderten Vorfälle für schwerwiegend und glaubhaft und hat Herrn Prof. Henke daraufhin gekündigt.

Im Juli 2018 haben sich der WDR und Prof. Gebhard Henke dann auf eine gütliche Beilegung des Arbeitsrechtsstreits geeinigt. Beide Seiten stellen fest: "Nachdem das Vertrauensverhältnis zwischen dem WDR und Prof. Gebhard Henke nicht mehr herzustellen ist, haben die Parteien entschieden, die Zusammenarbeit zu beenden." Die Parteien sind übereingekommen, über den weiteren Inhalt der Vereinbarung keine Auskünfte zu geben. Für den WDR war wichtig, keinen jahrelangen Rechtsstreit auf Kosten der Opfer auszutragen und sicherzustellen, dass Herr Henke nicht wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt.

Auch von einem weiteren Mitarbeiter hat sich der WDR aufgrund neuer Vorwürfe und nach sorgfältiger Prüfung getrennt.

Ist es richtig, dass es bereits früher Vorwürfe gegen einen WDR-Mitarbeiter, konkret einen Korrespondenten, gab?

Nach den Presseveröffentlichungen Anfang April 2018 gab es intern Hinweise auf die Zeit Anfang der 90er Jahre. Mögliche Beschwerden sind nach unserer Kenntnis nicht aktenkundig. Die Hinweise werden in die Aufklärung einbezogen.

Jörg Schönenborn kannte als Chefredakteur Gerüchte aus der Zeit um 1990, denen er nach seinem Amtsantritt unter Einbeziehung der Personalabteilung  nachgegangen ist. Diese Prüfung konnte jedoch keinen Nachweis für die Gerüchte erbringen.

Erst 2016 gab es konkrete Vorwürfe gegen den betreffenden Mitarbeiter, denen die amtierende Chefredakteurin Sonia Mikich in enger Abstimmung mit dem Fernsehdirektor über Monate nachgegangen ist. In der Folge wurde für den Fall weiterer Vorwürfe die Kündigung angedroht.

Fernsehdirektor Jörg Schönenborn hat zu diesem Fall gesagt:

„Ich habe damals Personalentscheidungen auf der Grundlage der mir vorliegenden Fakten getroffen. Ich hätte mir gewünscht, dass ich die Informationen, die uns heute vorliegen, schon damals gehabt hätte. Denn mit dem Wissen von heute hätte man damals andere Entscheidungen getroffen.“

Inzwischen wurde diesem Mitarbeiter gekündigt.

Welche weiteren Veränderungen wird es im WDR geben?

Für den Ausbau eines vertrauensvollen Betriebsklimas hat Intendant Tom Buhrow Verwaltungsdirektorin Dr. Katrin Vernau gebeten, ein Konzept auszuarbeiten. Gemeinsam mit dem Personalrat hat sie inzwischen einen Prozess für einen Kulturwandel auf den Weg gebracht. In einem ersten Schritt wird es verschiedene Workshops mit Mitarbeitern aus allen Bereichen und Funktionen geben, um herauszufinden: Wo genau liegen denn die Probleme? An welchen Stellen müssen wir etwas verändern und verbessern?

Darüber hinaus hat der WDR bereits Mitte April 2018 ein Sofortmaßnahmenpaket beschlossen. Auch dazu gehören unter anderem Schulungen und Workshops. Im Mittelpunkt steht die intensive Information und Sensibilisierung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – natürlich auch der Führungskräfte.

Ist der WDR Vorwürfen sexueller Belästigung in der Vergangenheit ausreichend nachgegangen?

Auch in der Vergangenheit hat der WDR entsprechende Vorwürfe verfolgt. So hat etwa im Jahr 2010 die damalige Geschäftsleitung eine intensive und sorgfältige Prüfung angestoßen. Der WDR hatte in diesem Fall u.a. einen zusätzlichen Weg der Beschwerde geschaffen, indem eine Ombudsperson benannt wurde. Alle möglicherweise Betroffenen wollten allerdings ausdrücklich anonym bleiben. Auch ließen sich etwaige Vorfälle nicht konkretisieren. Insofern konnten die damaligen Anschuldigungen weder entkräftet noch belegt und somit nicht abschließend aufgeklärt werden.

In der Presse wird in diesem Zusammenhang auch über frühere Anschuldigungen berichtet, die dem damaligen Chefredakteur Jörg Schönenborn bekannt gewesen sein sollen. Es ist falsch, dass es sich dabei um Vorwürfe sexueller Belästigung handelte. Richtig ist, dass er ca. 2002 über Dritte einen Hinweis bekommen hat. Dabei ging es nicht um sexuelle Belästigung, sondern um unangemessenes Führungsverhalten, konkret eine Einladung in die Betriebskantine. Diesen Hinweis hat der damalige Chefredakteur verfolgt. Mit dem betreffenden Mitarbeiter wurde über sein Führungsverhalten gesprochen.

Wie gingen die damaligen Vorgesetzten 2010 mit dem abschließenden Bericht der Ombudsperson um?

Jörg Schönenborn kannte als Chefredakteur das Ergebnis der Untersuchung unmittelbar nach deren Abschluss im Juni 2010 und hat sich darüber sowohl mit der zuständigen Abteilungsleiterin Tina Hassel als auch mit der Ombudsperson ausgetauscht. Die Empfehlung der mit dem Vorgang betrauten Ombudsperson, die generelle Problematik in der Abteilung zu thematisieren und für solche Gefahren zu sensibilisieren, hat die damalige Abteilungsleiterin zeitnah umgesetzt, beispielsweise in Konferenzen.

Ist es richtig, dass ausgerechnet gegen den Mitarbeiter, der 2010 auf mögliche sexuelle Belästigung hingewiesen hat, eine Ermahnung ausgesprochen wurde?

Der WDR hatte den Kollegen 2010 keinesfalls wegen seiner Hinweise auf mögliche sexuelle Belästigung ermahnt. Vielmehr führte die Untersuchung zu keinen verwertbaren Ergebnissen. Es gab weder konkrete Vorwürfe noch namentlich Betroffene. Zu diesem Zeitpunkt war es notwendig, deutlich zu machen, dass entsprechende Anschuldigungen gegenüber Dritten nicht erhoben werden sollten.

Richtig ist aber auch: Der WDR hat dem Mitarbeiter gegenüber bis ins Jahr 2015 mehrfach eingeräumt, dass im damaligen Verfahren unklar kommuniziert wurde, welche Rolle der Mitarbeiter nach seinen Hinweisen bei der weiteren Aufklärung übernehmen sollte. Im Ergebnis hat der WDR die Ermahnung aus der Personalakte entfernt. Damit war der Fall aus Sicht des WDR abgeschlossen.

Stimmt es, dass führende WDR-Mitarbeiter sexuelle Belästigung „gedeckt“ hätten?

Nein! Nachdem der Spiegel im Frühjahr 2018 berichtete, WDR-Verantwortliche hätten die Brisanz des Themas möglicherweise unterschätzt, machte die BILD daraus: Führungskräfte des WDR hätten sexuelle Belästigung "gedeckt". Die Belege dafür habe der Spiegel. Das ist faktisch falsch, und das hat der Spiegel selbst auch nie behauptet.

Welche Maßnahmen sind insbesondere zum Schutz von freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor sexueller Belästigung und Machtmissbrauch ergriffen worden bzw. geplant?

Der WDR macht beim Schutz seiner Mitarbeiter keinen Unterschied zwischen Freien und Festangestellten. Deswegen gelten auch hier die Ausführungen zu den bereits umgesetzten beziehungsweise geplanten Maßnahmen.

Was verspricht sich der WDR vom Prozess des Kulturwandels, der jetzt mit Workshops losgehen soll?

Wir wünschen uns ein offenes, wertschätzendes Miteinander im WDR. Und eine Kultur, die von Vertrauen, Respekt und gegenseitigem Feedback geprägt ist. Dabei geht es auch darum, dass wir Fehler offen ansprechen, um aus ihnen zu lernen. Das ist eine Aufgabe für uns alle – egal welche Abteilung oder welche Hierarchieebene.

Warum hieß es bei bestimmten Fragen in den Medien: "Der WDR will sich zu diesem Thema nicht äußern"?

Der WDR hat Anfragen, die er zu diesem Themenkomplex erhalten hat, immer so ausführlich wie möglich beantwortet. Fragen zu den konkreten Vorwürfen, die gegen Mitarbeiter des WDR erhoben wurden, konnten und können nach wie vor aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes, der Fürsorgepflicht als Arbeitgeber und aus arbeitsrechtlichen Erwägungen nicht beantwortet werden. Antworten des WDR zu anderen Aspekten wurden teilweise von den Medien nicht in ihre Berichterstattung übernommen.

Zu welchem Ergebnis kommt der Bericht von Monika Wulf-Mathies?

Monika Wulf-Mathies hat mit zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Programm und Verwaltung sowie mit der Geschäftsleitung, der Personalratsvorsitzenden, der Gleichstellungsbeauftragten sowie Mitgliedern des Interventionsausschusses gesprochen. Darüber hinaus hat sie die Unterlagen zu bekannt gewordenen Fällen von sexueller Belästigung im WDR geprüft. Viele Fälle reichen in die 90er Jahre zurück.

Die Sichtung der Unterlagen habe zwar ergeben, dass die Verantwortlichen in der Vergangenheit entsprechenden, meist anonymen Hinweisen nachgingen. Aber: "Generell lässt sich für diese Fälle sagen, dass ein größerer Ermittlungseifer notwendig gewesen wäre. Es ist nicht erkennbar, dass darüber nachgedacht wurde, Maßnahmen zum Schutz der Betroffenen zu ergreifen." Monika Wulf-Mathies gibt allerdings zu bedenken, dass es zu dieser Zeit in der Gesellschaft insgesamt keine große Sensibilität für das Thema gegeben habe.

Heute reagiere der WDR sehr viel schneller und konsequenter. Verantwortliche bemühten sich intensiv um Aufklärung und träfen arbeitsrechtliche Maßnahmen. Monika Wulf-Mathies wies darauf hin, dass bei diesem Thema Entscheidungen nicht leicht seien – gerade vor dem Hintergrund der Unschuldsvermutung und dass es sich häufig um anonyme Hinweise handele.

Wie hat der WDR auf den Bericht reagiert?

Der WDR hat sich mit dem Ergebnis des Berichts intensiv auseinandergesetzt. Die konkreten Vorschläge von Monika Wulf-Mathies werden in alle Beratungen mit einbezogen. Dies betrifft zum Beispiel  die bereits seit 2015 auf Bestreben von Tom Buhrow in Kraft gesetzte Dienstvereinbarung zum Schutz vor sexueller Belästigung, die momentan in Zusammenarbeit mit dem Personalrat überarbeitet wird.

Parallel zur Untersuchung von Monika Wulf-Mathies hat die Geschäftsleitung des WDR bereits im Juni einen Prozess für einen Kulturwandel in Gang gesetzt, der die Zusammenarbeit und die Kommunikation im WDR verbessern soll. Erste Workshops haben stattgefunden, ein exakter Fahrplan mit konkreten Maßnahmen soll noch in diesem Jahr erarbeitet und ab 2019 umgesetzt werden.

Mit Blick auf die Vorfälle in der Vergangenheit sagte Tom Buhrow: "Es tut mir persönlich und im Namen des WDR leid, dass die Betroffenen dies erdulden mussten. Dafür möchte ich um Entschuldigung bitten. Ich werde alles dafür tun, damit so etwas nicht mehr vorkommt. Ein solches Verhalten hat im WDR keinen Platz und wird mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln sanktioniert werden."