Ungarn: Erste Misswahl von Frauen mit Schönheits-OPs in Europa.

Stichtag

9. Oktober 2009 - "Miss Plastic" wird gewählt

Natürliche Schönheit kommt bekanntlich von innen. Da es bei Miss-Wahlen aber zumeist um Äußerlichkeiten geht, liegt es nahe, auch eine Schönheitskonkurrenz für künstliche Schönheit auszuloben.  

In Ungarn findet deshalb eine Misswahl für Frauen mit Schönheits-OP statt. Seit dem 9. Oktober 2009 wird neben der "Miss World", der "Miss Germany" oder der "Miss Castrop-Rauxel" auch die "Miss Plastic Hungary" gekrönt. Hier ist alles anders. Während Kandidatinnen normalerweise unterschreiben müssen, dass ihre Schönheit garantiert natürlich ist, darf sie es hier nicht sein. 

Botox allein reicht nicht 

Die Geburtsstunde der Miss-Wahl unnatürlicher Schönheit liegt in der griechischen Mythologie. Vor allem aber hat sie damals mit Neid und Missgunst zu tun. Erfunden wird sie von Eiris, der Göttin der Zwietracht. Weil sie auf einer Hochzeitsfeier nicht geladen ist, wirft sie den schönen Kolleginnen Athema, Aphrodite und Hera einen goldenen Apfel mit der Aufschrift "Der Schönsten" zu. Der Sohn des trojanischen Königs Paris spielt die Jury. Aphrodite siegt, weil sie Paris die schöne Helena verspricht: Ihre Entführung wird zum Urgrund des Trojanischen Kriegs. 

Bei der Wahl der ersten "Miss Plastic" in Budapest geht es um Schönheit, die keinen gottgegebenen Ursprung hat. Hier ist nur zugelassen, wer sich zumindest einmal für eine Schönheitsoperation unters Messer legte. Vor allem geht es den Veranstaltern darum, die Vorzüge von Brustvergrößerungen, Nasenbegradigungen und Fettabsaugungen offen zu legen. 

"Harmonie von Körper und Seele"

"Ich denke, dieser Wettbewerb war lange überfällig", sagt Jurymitglied und Fotograf Marton Szipal. "Es ist Zeit für die ungarischen Frauen, sich mehr um ihr Erscheinungsbild zu kümmern." Und Schönheitschirurg Tamas Rozsos erklärt das hehre Ziel der Schau: "Es geht um die Wiederherstellung der Harmonie von Körper und Seele." Ohnehin ist die Jury sehr anspruchsvoll: Botox-Aufspritzungen der Lippen allein reichen hier nicht aus. So präsentieren denn auch fast alle der 18 Teilnehmerinnen Silikonbrüste unterm Bikinioberteil. Aber auch Zehenkorrekturen sind im Angebot. 

Ob die Wahl der "Miss Plastic" ebenso korrupt abläuft wie die der schönen Aphrodite, ist nicht überliefert. Ein Krieg jedenfalls bleibt aus. Die 22-jährige Hostess Reka Urban, die sich gegen ihre Konkurrentinnen durchsetzt, wird nach ihrer Krönung auch nicht entführt, erhält aber mit ihrem Preis – einer Wohnung – trotzdem eine neue Bleibe.

Stand: 09.10.2014

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