Stichtag

12. Oktober 500 - König Artus stirbt in Avalon

König Artus (l.) ist beim Eid eines Ritters seiner Tafelrunde anwesend (Buchillustration aus dem 14. Jahrhundert)

Ein Element der Sage: König Artus und seine Tafelrunde, hier bei einer Vereidigung

Die Geschichte spielt im Süden Englands, in Cornwall. Dorthin ziehen sich einige der heimischen keltischen Stämme zurück, als sie im fünften und sechsten Jahrhundert von einwandernden germanischen Völkern, den Sachsen, in Richtung Westen gedrängt werden. Zu dieser Zeit wird der Sage nach der keltische Britenkönig Artus geboren - und zwar angeblich auf magische Weise: Gorlois, der Herzog von Cornwall, lebt mit seiner Frau Ygraine auf der schwer einnehmbaren Burg Tintagel, die direkt am Meer auf einer steilen Halbinsel thront.

Doch Uther Pendragon, ein britischer Anführer, mag Ygraine sehr. Darum wendet er sich an Merlin, der in der Nähe des Schlosses in einer Höhle lebt. Der Druide verwandelt ihn in die Gestalt von Gorlois. So kann sich Uther Pendragon in die Burg schleichen und dort mit Ygraine den gemeinsamen Sohn Artus zeugen. Nach der Geburt erhält Merlin das Kind und verschwindet mit ihm.

Widerstand gegen die Sachsen

Die Idee von Merlins Höhle stammt allerdings erst aus einem 1850 entstandenen Gedicht von Alfred Lord Tennyson, den in seinem Urlaub die tatsächlich existierende Höhle in der Nähe der heutigen Burgruine inspiriert hat. Durch die Jahrhunderte sind immer neue Kapitel zur Artus-Geschichte hinzugekommen oder verändert worden. Zum ersten Mal wird Artus 1136 von Mönch Geoffrey von Monmouth in seiner "Historia regum Brittanniae" ("Geschichte der Könige von Britannien") erwähnt. Darin sind die wesentlichen Elemente der Artus-Sage enthalten: von der Zeugung auf der Festung Tintagel über den Jungen, der sich beweisen muss, bis zum großen Krieger, der die Sachsen in die Flucht schlägt.

Im Laufe der Zeit folgen weitere Teile der Sage: die Ritter der Tafelrunde, der Hof Camelot, der Heilige Gral, das Schwert Excalibur, die große Liebe Guinevere und der Verräter Mordred, der vom Neffen zum Sohn wird. Ihm steht Artus schließlich in der letzten Schlacht gegenüber - auf einem Feld in Slaughterbridge, nur ein paar Meilen von Tintagel entfernt.

Schlacht bei Slaughterbridge

Ungefähr im Jahr 500 soll das Verhängnis seinen Lauf genommen haben: Da Mordred König werden will, fordert er Artus heraus. Artus hingegen will keinen Kampf, sondern die Ritter der Tafelrunde vereinen. Beim Treffen in Slaughterbridge soll Frieden geschlossen werden. Doch als sich Artus und Mordred in der Mitte des Feldes begegnen, kriecht eine Schlange aus dem Gebüsch. Einer von Artus' Männern zieht daraufhin sein Schwert und tötet die Schlange. Der Anlass für ein Missverständnis: Die anderen Krieger sehen darin ein Zeichen für den Angriff. Es kommt zu einer Schlacht, an deren Ende fast alle tot sind. Artus und Mordred schlagen gleichzeitig aufeinander ein. Beide gehen zu Boden. Mordred stirbt, Artus wird schwer verwundet.

Geoffrey of Monmouth berichtet, dass Artus auf die Insel von Avalon gebracht wird. Sie liegt angeblich in Somerset - mitten im Inland. Merkwürdig ist auch, dass Artus den rund 120 Meilen langen Weg vom Schlachtfeld überlebt haben soll. Trotzdem wird er dort offenbar später in Glastonbury Abbey, einem im sechsten oder siebten Jahrhundert gegründeten Benediktiner-Kloster, beerdigt - zusammen mit Guinevere. Heute existieren vom Kloster nur noch Ruinen. Doch in der Nähe des ehemaligen Altars steht ein Schild auf einem Grab, in dem möglicherweise die Knochen des Königspaares liegen.

Stand: 12.10.2014

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