Stichtag

25. September 2009 - Vor 10 Jahren: Marion Zimmer Bradley stirbt

Der Nebel über Avalon wird immer dichter. Beständig entzieht sich der keltische Kultort, der die Welt mit den Göttinnen verbindet, um das Jahr 600 selbst seinen getreuesten Verfechterinnen. Die neuen Machthaber haben in Sichtweite der Priesterinnen die Kathedrale Glastonbury errichte, um hier ihrem am Kreuz gemordeten Gott zu huldigen.

In "Die Nebel von Avalon" (1982) steht die Welt am Übergang von der kultischen Verehrung der Muttergottheiten hin zur christlichen Religion. Die Heldin des Romans der amerikanische Schriftstellerin Marion Zimmer Bradley ist die Priesterin Morgaine, eine Halbschwester von König Artus. Die Autorin wird 1930 als Marion Eleanor Zimmer in Albanygeboren. Nach eigenem Verständnis wächst sie dort "im Mittelalter auf": Das Leben auf einer einfachen Farm im US-Bundesstaat New York erfährt sie als unmodern und äußerst primitiv. Bis zum Alter von 16 Jahren muss sie schwere körperliche Arbeit verrichten: "Daher sind die archaischen Zeiten für mich gegenwärtig".Ihr Faible für weit zurück liegende Epochen lebt Bradley bereits mit elf Jahren aus, indem sie historische Romane schreibt. 1946 beginnt sie ein Studium an einem Lehrerkolleg in New York. Drei Jahre später heiratet sie den dreißig Jahre älteren Robert Bradley. Wie eine spätere Ehen wird auch diese geschieden. 1990 wird Bradley zur Priesterin der "Heiligen apostolisch-katholischen Kirche des Ostens" geweiht.

Marion Zimmer Bradley schreibt rund 50 Bücher. Bekannt wird sie vor allem mit Fantasy-Romanen, von denen der "Avalon"-Zyklus bei weitem die erfolgreichste Reihe wird. Allein der "Nebel von Avalon", der die Artus-Sage in teils sehr freier Art und Weise mit amerikanischer Kühnheit nacherzählt, verkauft sich in Deutschland rund zwei Millionen Mal. Da das Buch weitgehend aus weiblicher Sicht geschrieben ist und die Sehnsucht nach den Muttergottheiten beschreibt, die verehrt wurden, "ehe die Priester des weißen Christus in das Land kamen und alles unter ihren Heiligen und Legenden begruben", wird das Buch auf der ganzen Welt vor allem auch unter feministischer Perspektive gelesen.Das Christentum sei "besonders für die Frauen eine Katastrophe" gewesen, wird die Autorin später betonen. Einen Freibrief zu Schicksalsergebenheit sieht sie darin aber nicht: "Wenn ich das Gejammer höre, Frauen würden daran gehindert, etwas zu tun, kann ich nur antworten: Wer hat für diese Larmoyanz schon Zeit?"Marion Zimmer Bradley stirbt am 25. September 1999 in im kalifornischen Berkeley. Nach ihrem Tod schreibt eine Co-Autorin den Avalon-Zyklus weiter.

Stand: 25.09.09