Stichtag

22. April 1889 – Oklahoma Land Run beginnt

"Land des roten Mannes": Das bedeutet "Oklahoma" in der Sprache der dort lebenden Choctaw-Indianer. Und den Indianern gehört die Region auch eigentlich. Die Bundesregierung hat ihnen versprochen, das Land gegen Übergriffe von weißen Siedlern zu schützen.

Im Jahr 1889 ist das Versprechen keinen Pfifferling mehr wert. Denn die Landhungrigen haben erfolgreich Druck gemacht. Und im Oklahoma-Territorium liegen noch 13 Millionen Morgen Land, die sie besiedeln könnten.

Die Indianer geben nach

Dass die amerikanische Regierung öffentliches Land an Privatleute verschenkt, ist nichts Besonderes. Bereits in den 1860er Jahren verfährt sie so mit der Region der Great Plains, den als unbewohnbar geltenden Ebenen im Mittleren Westen. Ziel der Aktionen ist es, das ganze Land zu erschließen – vor allem auch mithilfe der Eisenbahn.

Um das Oklahoma-Territorium in diesem Sinn nutzbar zu machen, verhandelt die Regierung mit den Indianern. Die geben nach. Im März 1889 unterzeichnet Präsident Benjamin Harrison ein entsprechendes Gesetz, das die wohl bizarrste Landnahme in der Geschichte der USA ermöglicht. Kurz darauf verlegen die Eisenbahngesellschaften Gleise, um Siedler in die Region zu bringen.

10.000 Bewohner in fünf Stunden

Am 22. April 1889 ist das Land in Parzellen von je 160 Morgen Land unterteilt. Das entspricht 65 Fußballfeldern. 50.000 Siedler warten an genau festgelegten Punkten auf den Startschuss. Viele haben schnelle Pferde, um ihre Fahnen möglichst in eine Parzelle mit Flusszugang zu rammen: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Um Punkt zwölf Uhr mittags erfolgt der Startschuss. Kaum fünf Stunden später sind die ganzen zwei Millionen Morgen neu besiedelt.

Um ihr Gebiet zu behalten, verpflichten sich die Siedler, auf ihrem Stück Land eine Hütte zu erbauen und die Parzelle fünf Jahre lang zu bewirtschaften. In rasendem Tempo entstehen so an bestimmten Schnittpunkten der Eisenbahnlinien teils riesige Städte mit Opernhäusern und Luxushotels, die oft sogar über Tiefgaragen für Pferdekutschen verfügen. Sobald die Eisenbahn eingestellt wird oder eine andere Route nimmt, verschwinden sie so schnell vom Erdboden, wie sie entstanden sind.

Guthrie ist eine Stadt des Oklahoma Land Run, die es bis heute gibt. Am Morgen des 22. April 1889 hat der kleine Eisenbahnstützpunkt eine Handvoll Bewohner. Als die Sonne untergeht, sind es 10.000.

Stand: 22.04.2014

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 22. April 2014 ebenfalls an den Oklahoma Land Run. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.