Gezeichnetes Portrait von Georg Büchmann

Stichtag

24. Februar 1884 - Georg Büchmann stirbt in Berlin

Hochzeiten, Taufen, runde Geburtstage - noch heute ist der "Büchmann" ein beliebtes Nachschlagewerk für alle, die in die Verlegenheit kommen, eine Rede halten zu müssen. Die Zitatesammlung ist für Generationen die Quelle schlechthin, wenn es um flotte Sprüche geht. Schon kurz nach ihrer Veröffentlichung 1864 war sie ein Bestseller. Der Berliner Lehrer Georg Büchmann hat sie zusammengestellt. Auch der eigentliche Titel des Werkes, "Geflügelte Worte", ist ein Zitat. Es stammt vom altgriechischen Dichter Homer, der damit Worte bezeichnet, die vom Mund des Redners zum Ohr des Angesprochenen fliegen.

Das erste Wort in Büchmanns "Citatenschatz des Deutschen Volkes" hat ebenfalls eine lange Tradition. Der Ausdruck "Tohuwabohu" stammt aus der Bibel und bezeichnet das Durcheinander, von dem in der Schöpfungsgeschichte die Rede ist. Bei Büchmann selbst geht es allerdings überaus geordnet zu. Er will genau wissen, wer was zum ersten Mal geschrieben hat. Deshalb gibt er immer an, wer der Urheber eines Satzes oder eines Reims ist. Büchmann stellt zum Beispiel klar, dass der Spruch "Macht geht vor Recht" nicht von Reichskanzler Otto von Bismarck stammt, sondern ihm in den Mund gelegt wurde.

Theologie, Philologie und Archäologie

Geboren wird August Methusalem Georg Büchmann am 4. Januar 1822 in Berlin. Seine Eltern, die aus der unteren Beamtenschaft stammen, ermöglichen ihm das Abitur. Büchmann studiert in seiner Heimatstadt zunächst Theologie, dann Philologie und Archäologie. Als 23-Jähriger promoviert er 1845 in Erlangen über Unterschiede "zwischen den germanischen und slawischen Sprachstämmen". Nach einem Frankreich-Aufenthalt arbeitet er zunächst an einer Realschule in Brandenburg und ab 1854 an einer Gewerbeschule in Berlin.

Englische und französische Zitatensammlungen veranlassen Büchmann, neben seiner Tätigkeit als Sprachlehrer die Herkunft deutscher Sprichworte zu erforschen. Sein Ziel: Er will die "allgemein bekannten und angewandten Worte, deren Ursprung sich urkundlich belegen lässt", zusammenfassen. Das Ergebnis ist das 1864 veröffentlichte Buch der "geflügelten Worte", die den Lesern Orientierung für die eigene Lebensführung geben können. Dazu gehören unter anderem Gotthold Ephraim Lessings Ausspruch "Kein Mensch muss müssen", Heinrich Heines Satz "Und scheint die Sonne noch so schön, am Ende muss sie untergehen" und Johann Wolfgang Goethes Spruch "Es irrt der Mensch, so lang er strebt" aus dem "Faust".

Über 2.000 Zitate

Büchmanns Buch hat ungeahnten Erfolg. Es wird in zahlreichen Neuauflagen, Bearbeitungen und Übersetzungen zu einem gefragten Nachschlagewerk. Während in der ersten Ausgabe 750 Sprichworte aufgeführt sind, enthält das Buch am Ende von Büchmanns Leben über 2.000 Zitate - dank der Zuarbeit vieler Helfer.

Auch nach dem Tod des Philologen am 24. Februar 1884 werden die "Geflügelten Worte" fortgeschrieben - jeweils nach dem Geschmack der Zeit. So werden während des Nationalsozialismus Zitate von Adolf Hitler hinzugefügt und später wieder gestrichen. Die klassischen Aussprüche sind geblieben - wie das Plinius-Wort: "Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht in irgendeiner Beziehung nütze". Daneben finden sich heute auch Tipps zu schlichteren Lebensfragen wie zum Beispiel: "Wo man raucht, da kannst du ruhig harren. Böse Menschen haben nie Zigarren."

Stand: 24.02.2014

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