Stichtag

20. Februar 1844 - Joshua Slocum wird geboren

"Man muss die See kennen und wissen, dass man sie kennt", so beschreibt Kapitän Joshua Slocum sein Erfolgrezept. Als erster Mensch überhaupt umsegelt er die Welt - ganz alleine. Ein Abenteuer, dass wie für ihn gemacht scheint. Slocum wird am 20. Februar 1844 in der kanadischen Küstenregion Neuschottlands geboren. In der Bay of Fundy ist die See rau. Zwischen Ebbe und Flut schwankt der Wasserpegel in der Bucht um 16 Meter. "Schon im Alter von acht bin ich mit den anderen Jungen auf der Bay herumgeschippert."

Und das Meer lässt Slocum nicht mehr los: Als 14-Jähriger haut er von zu Hause ab und fängt auf einem Fischschoner als Koch an. Der Mannschaft schmeckt allerdings sein Essen nicht und so landet er schon bald wieder zu Hause. Als Slocums Mutter zwei Jahre später stirbt, versucht er nochmal sein Glück und heuert diesmal als Seemann an. Mit 25 Jahren ist er bereits Kapitän und in der ganzen Welt unterwegs.

Immer westwärts gesegelt

Als er 45 Jahre alt ist, verliert Slocum sein Schiff durch eine Havarie. Ein befreundeter Kapitän schenkt ihm einen heruntergekommenen Kahn. Slocum baut ihn zu einem gut elf Meter langen und vier Meter breiten Zweimaster um: die "Spray" ("Gischt"). Mit seinem neuen Boot versucht er sich in der Küstenfischerei - ohne Erfolg. Währenddessen reift ein damals äußerst mutiger Plan: "Ich hatte beschlossen, eine Reise um die Welt zu machen." Und zwar allein. Das galt bis dahin als unmöglich.

"Als der Wind am Morgen des 24. April 1895 günstig war, lichtete ich um die Mittagszeit den Anker, setzte Segel und schlich mich von Boston fort", schreibt der damals 51-Jährige später in seinem Buch "Erdumseglung - ganz allein". Zunächst will er Richtung Mittelmeer und von dort durch den Suezkanal. In Gibraltar jedoch wird er gewarnt: Im Mittelmeer herrsche eine Piratenplage. Slocum macht deshalb kehrt - und segelt ab jetzt immer westwärts.

Solist mit Witz

Sein Schiff ist so konstruiert, dass es - bei festgebundenem Steuerruder - alleine Kurs halten kann. Der vierfache Familienvater übersteht Stürme, Mastbrüche und zerfetzte Segel. Auch die Einsamkeit scheint ihm nichts auszumachen. Über die lange Zeit allein witzelt der Segler: "Ich hatte nichts am Koch auszusetzen und es wurde die Regel, dass auf der ganzen Reise der Koch auch nichts an mir auszusetzen fand", notiert Slocum. "Nie hat sich eine Mannschaft so gut miteinander vertragen." Die Anekdote, wie er mit an Deck ausgelegten Reißzwecken nachts angriffslustige Feuerland-Indiander abwehrt, ist allerdings erfunden - wie er später zugibt.

Gut drei Jahre und rund 46.000 Meilen nach seinem Start zur ersten Solo-Weltumseglung legt die "Spray" am 27. Juni 1898 wieder in der Nähe von Boston an. Der Heimkehrer vermarktet seine Reiseerlebnisse nicht nur in einem Buch, sondern auch in Vorträgen und Zeitungsartikeln. Mit seiner Familie will er sich als Farmer auf einer Neuengland-Insel zur Ruhe setzen, doch die See lässt ihn nicht los. Er ist weiterhin als sogenannter Einhand-Segler unterwegs. Am 14. November 1909 bricht der 65-Jährige mit seiner "Spray" in Richtung Südamerika auf. Dort kommt Slocum jedoch nie an, er bleibt auf See verschollen.

Stand: 20.02.2014

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