Themistocles Gluck ist Chirurg und Orthopäde in Personalunion. Als Arzt hat er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, vor allem Patienten mit Knochenerkrankungen zu helfen.
Dabei geht Gluck von einer Bahn brechenden Idee aus: Er will Körperteile mit erkrankten Knochen nicht länger amputieren. Er will den Knochen im entsprechenden Körperteil durch eine künstliche Prothese ersetzen.
Die Königin als Assistentin
Geboren wird Gluck am 30. November 1853 im rumänischen Jassy. Sein Vater ist Leibarzt von König Karl I. und Generaldirektor des rumänischen Sanitätsdienstes. Troja-Forscher Heinrich Schliemann und Rudolf Virchow, der Begründer der modernen Pathologie, sind Freunde der Familie. Erste Erfahrungen als Chirurg sammelt Gluck 1877 an der Front im türkisch-russischen Krieg, wobei ihm die rumänische Königin Elisabeth bei der Narkose assistiert.
Die Möglichkeit, Menschen vor Amputationen zu betäuben, ist noch neu – ebenso wie das sterile Operieren. Narkose und Asepsis aber sind unabdingbare Voraussetzung für Glucks Versuche zur Transplantation auch an menschlichen Patienten. So findet der Mediziner heraus, dass Organe wie Milz oder Niere entfernt oder ersetzt werden können. Hierfür erhält er 1882 eine Professur für Chirurgie. Bereits vier Jahre zuvor war Gluck für seine Entdeckungen zu "Naht und Regeneration von Nerven" mit dem Staatspreis der Berliner Universität ausgezeichnet worden.
Harz als Zement
Schon 1885 unternimmt Gluck seine erste Prothesenoperation: Er entfernt einer 17-jährigen Patientin ein von Tuberkulose zerstörtes Kniegelenk, das er in einer zweiten Operation durch eine künstliche Prothese aus Elfenbein ersetzt. Zur Befestigung des Fremdkörpers wählt er Gips, aber der führt zu Entzündungen. Nach Versuchen mit Papier, Filz und Kork verfällt Gluck 1890 für die Zementierung auf einen Baumharz namens Kolophonium, der kaum mit dem Körper reagiert. Trotzdem sind seine Versuche erfolglos. Heute weiß man, dass nur verschlissene und nicht erkrankte Gelenke relativ problemlos ausgetauscht werden können.
Die Fehlschläge rufen Kritiker auf den Plan. Gluck erhält ein Publikationsverbot und darf seine Ideen auf Kongressen nicht mehr vorstellen. Familienfreund Rudolf Virchow und die Königin von Rumänien müssen all ihre Autorität einsetzen, um Gluck zu rehabilitieren. 1891 wird Gluck chirurgischer Chefarzt am neuen Kaiser-und-Kaiserin-Friedrich-Hospital in Berlin-Wedding. Hier ersetzt er erfolgreich Ellenbogen-, Schulter- und Sprunggelenke.
Gluck stirbt 1942 in Berlin. Lange Zeit vergessen, benennt die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie (DGOOC) 2000 einen Preis nach ihm.
Stand: 30.11.2013
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