Zarathustra, Reformator der altiranischen Religion und Stifter des Parsismus (Wandmalerei aus dem Mithräum von Dura Europos  in Syrien)

Stichtag

30. Dezember 553 vor Christus - Todestag von Zarathustra

Im Kinofilm "2001 - Odyssee im Weltraum" lässt Regisseur Stanley Kubrick minutenlang das Stück "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauss erklingen. Der Musiker wiederum hat seine sinfonische Dichtung im 19. Jahrhundert zum gleichnamigen Werk des Philosophen Friedrich Nietzsche komponiert. Nur: "Nieztsches Zarathustra hat mit dem historischen Zarathustra eigentlich nichts zu tun", sagt Professor Manfred Hutter, Religionswissenschaftler an der Universität Bonn. Richtig sei aber: "Da gab es im alten Iran einen Propheten, der offensichtlich eine Weisheitslehre gebracht hat."

Über Zarathustra selbst ist wenig bekannt. Sein Name könnte etwa "Kameltreiber" oder "der von den alternden Kamelen" bedeuten. Die Schätzungen über seine Lebensdaten gehen Hunderte von Jahren auseinander. Einige Historiker stützen sich auf die Überlieferungen des islamischen Gelehrten Biruni. Danach hat Zarathustra von 630 bis 553 vor Christus gelebt. Er soll psalmartige Dichtungen verfasst haben: die sogenannten Gathas. Diese Heiligen Schriften der Zarathustrier beginnen mit den Worten: "Oh Ahura Mazda, zeige mir bitte den würdigen Wegbereiter und Beschützer, der mich von meinen Peinigern befreit." Übersetzt bedeutet Ahura Mazda so viel wie "der Schöpfer der allwissenden Weisheit", der Name Gottes.

Trennung von Gut und Böse

Rund 1.300 Jahre lang ist die Lehre Zarathustras die dominierende Religion in Iran - bis zur islamischen Eroberung des Landes im siebten Jahrhundert nach Christus. Für moderne Zarathustrier ist der Kern ihres Glaubens die Selbstverantwortung, die jeder übernehmen soll. Dabei geben drei Säulen Orientierung: gutes Denken, gutes Handeln, gutes Sprechen. Zentral ist die Trennung von Gut und Böse: Ahura Madza kämpft gegen Angra Mainyu, den zerstörerischen Geist. Besondere Abscheu gibt es vor dem Dämon Druj, was Trug und Lüge bedeutet.

"Als größte Schande gilt bei ihnen das Lügen; als die nächste, Schulden zu haben; vor allem, weil sie behaupten: Wer Schulden hat, muss notwendig auch etwas lügen", schreibt der antike griechische Geschichtsschreiber Herodot bereits von 2.500 Jahren. Er registriert auch den hohen Stellenwert von Reinheit und Unreinheit für die Zarathustrier: "In einem Fluss harnen sie nicht und spucken sie nicht. Vielmehr erweisen sie den Flüssen besondere Ehre."

Erste Offenbarungsreligion

Heilig sind Zarathustriern die Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft. Das zeigt sich zum Beispiel beim Bestattungsritual - das Herodot allerdings befremdet: "Der Leichnam eines Persers wird nicht eher bestattet, als bis ein Aasvogel oder Hund an ihm gezerrt hat." Da die Erde nicht verunreinigt werden darf, entstehen in der Wüste sogenannte Türme des Schweigens. Dort entfernen dann Geier das unreine Fleisch von den Knochen der Toten. Seit dem frühen 20. Jahrhundert sind die Türme allerdings nicht mehr in Gebrauch, angeblich sind die Geier ausgeblieben. Mittlerweile werden die Leichen in Betontröge einbetoniert. Zarathustras Grundwert der Reinheit zeigt sich auch beim heutigen Umgang mit der Natur, die nicht verschmutzt werden darf.

Weltweit gibt es heute schätzungsweise noch rund 170.000 Zarathustrier. Die Mehrheit lebt in Indien, wo sie "Parsen" (Perser) genannt werden. Der große Rest lebt im Iran, nur sehr wenige in Europa. Sie alle sind Anhänger der ältesten Offenbarungsreligion der Weltgeschichte. Wie später der Islam, das Judentum und das Christentum beruft sich auch der Zoroastrismus darauf, göttliche Botschaften erhalten zu haben.

Stand: 30.12.2013

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