Als kleiner Junge bekommt Lucio Dalla eine rote Ziehharmonika. Seine Mutter will ihm die Musik nahebringen, aber es ist das falsche Instrument. Gehasst habe er sein Akkordeon, wird er sich später erinnern. Es braucht erst ein Erweckungserlebnis, um ihn zum Musiker zu machen.
"Als ich zehn, elf Jahre war, hat unser Nachbar meine rote Ziehharmonika aus dem Fenster geworfen und mir eine Klarinette geschenkt", beschreibt Dalla den Umschwung. "Von dem Tag an öffnete sich mir eine neue Welt."
Geldscheine für Bedürftige
Geboren wird Dalla am 4. März 1943 in Bologna. Mit 16 Jahren wird er Mitglied der Rheno Dixiland Band, einer Jazzformation. Sie hat Auftritte mit Stars wie dem Trompeter Chet Baker und dem Pianisten Bud Powell. 1971 wird Dalla mit einem Lied über ein uneheliches Kind mit einem Schlag berühmt. "Gesùbambino" ("Jesuskind") soll es ursprünglich heißen, aber das ist im katholischen Italien schwierig. Deshalb wählt Dalla sein eigenes Geburtsdatum als Titel.
Seine Solidarität mit den Schwachen, Ausgestoßenen der Gesellschaft behält Dalla ein Leben lang bei. So schreibt er Lieder über die Situation der Obdachlosen, in seiner Heimatstadt Bologna hängt er Jahr für Jahr Geldscheine für Bedürftige an einen Weihnachtsbaum. Nicht zuletzt solche Aktionen machen ihn in Italien beliebt.
Liebe als Antriebsfeder
Zum Star wird Dalla mit seinem u.a. von Luciano Pavarotti und Andrea Bocelli gecoverten Hit "Caruso" (1986) über den Opernsänger Enrico Caruso oder mit "Attenti al Lupo" (1990), einem Lied, das sich fast 1,5 Millionen Mal verkauft. Die Musik braucht Dalla nach eigener Aussage zum Überleben, "Liebe" zu seinem Publikum ist für den sensiblen Künstler die Antriebsfeder: "Alles steht und fällt mit der Liebe. Zu wissen, dass meine Gedanken und Gefühle bei den Menschen ankommen, gibt mir Kraft. Mein Herz verbindet sich mit ihren Herzen".
2012 geht Lucio Dalla auf große Europatournee. In Bologna hören 50.000 Menschen sein Konzert. Er stirbt nach einem Auftritt in Montreux an einem Herzinfarkt.
Stand: 04.03.2013
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