Sylvester Stallone als Rambo

Stichtag

22. Oktober 1982 - "First Blood" kommt in die US-Kinos

Ein Mann liegt am Boden und weint. John Rambo ist Vietnamveteran und stößt nach seiner Rückkehr in die USA auf Ablehnung und Verachtung. "Da drüben flog ich einen Hubschrauber, oder ich bin Panzer gefahren. Ich war verantwortlich für eine Millionen Dollar Ausrüstung und hier kriege ich nicht einmal einen Job als Parkwächter", sagt er. Und dann: "Oh Gott, vergib mir. Ich kann doch nichts dafür."

John Rambo rastet aus

John Rambo ist die Hauptfigur in "First Blood", der Film startet am 22. Oktober 1982 in den US-amerikanischen Kinos. In Deutschland läuft er ab Januar 1983 unter dem Titel "Rambo". John Rambo kommt in ein ödes amerikanisches Kaff. Er sucht einen Kameraden, mit dem er in Vietnam gekämpft hat – der letzte Überlebende seiner Elite-Einheit der Green Berets. In der nächsten Stadt will er etwas essen, doch der örtliche Sheriff verweist ihn des Ortes: "Typen wie dich mögen wir in dieser Stadt nicht. Gammler, Landstreicher, usw. Weißt du, von deiner Sorte gibt es mehr als genug in dieser Stadt. Das reicht uns." Der Sheriff steckt ihn ins Bezirksgefängnis, wo ihn die Polizei misshandelt und demütigt. Irgendwann rastet John Rambo aus, schlägt Polizisten zusammen und flieht in den Wald. Er hat die grüne Hölle Vietnams erlebt, nun führt er einen Guerillakrieg gegen die 200-köpfige Übermacht der örtlichen Polizei.

"Leichentücher, einen großen Vorrat"

Bis Colonel Samuel Trautman auftaucht, der Mann, der Rambo einst zum Elitesoldaten ausbildete. Trautman gelingt es, den ungleichen Kampf zu beenden. Der Sheriff wendet sich erstaunt an den Offizier: "Wollen sie ernsthaft sagen, dass wir mit 200 Leuten gegen diesen Wahnsinnigen nichts ausrichten können?" Der Colonel antwortet: "Bei so vielen Leuten sollten sie eins nicht vergessen … Leichentücher, einen großen Vorrat."

Drehbuch wandert sechs Jahre durch Hollywood

Es war nicht leicht, den Film zu realisieren. Regisseur Ted Kotcheff sagt: "Die Drehbuchautoren wandten sich schon 1975 an Warner Brothers. Dort kaufte man zwar die Rechte, aber wie auch bei allen anderen Hollywood Studios sagte man ihnen, dass der Vietnamkrieg inzwischen zu unpopulär und verhasst in der Bevölkerung sei, um daraus einen Film zu machen." Sechs Jahre lang wandert das Drehbuch von einem Studio zum nächsten. Niemand will den Stoff verfilmen. 1981 greifen der gebürtige Libanese Mario Kassar und der Ungar Andrew G. Vajna endlich zu.

In der ersten Fassung stirbt Rambo

Lange Zeit sucht der Regisseur Ted Kotcheff nach einem Hauptdarsteller für die Rolle des John Rambo. Nick Nolte, Al Pacino, James Caan, Robert de Niro und Robert Redford lehnen angeblich ab. Ein Schauspieler findet die Rolle nicht schlecht: Sylvester Stallone, bekannt durch die "Rocky"-Filme. Er fordert allerdings, dass der Held sympathischer wirken muss und nicht wie ein primitiver Wilder. "In der ersten Fassung von Rambo war er so grausam, so kaputt, dass er viele Leute tötete. Am Ende musste er selbst wie ein Tier getötet werden, weil er sich nirgendwo mehr einfügen würde", sagt Sylvester Stallone. In der ursprünglichen Fassung bittet Rambo seinen Ausbilder Trautman, ihn zu erschießen. Beim Testpublikum kommt die Szene nicht gut an, erinnert sich Stallone. "Also haben sie das Ende wieder aus dem Film herausgeschnitten."

Erst Vietnamveteran, dann wortkarge Kampfmaschine

Der Film "First Blood" ist sehr erfolgreich, er spielt an den US-Kinokassen 125 Millionen Dollar ein. Hätte man ihn direkt nach der Fertigstellung des ersten Drehbuchs realisiert, wäre es einer der ersten Filme gewesen, der sich mit traumatisierten Vietnamveteranen beschäftigt. Viele Kritiker halten Rambo dennoch für einen gewöhnlichen Actionfilm. "Kotcheffs Machwerk ist nichts weiter als eine kommerzorientierte, aus Kriegsgräueln und Blutorgien plump zusammengeflickte makabre Unterhaltungsshow", heißt es im Großen Filmlexikon.

In den drei Fortsetzungen von "First Blood" wird die Figur des John Rambo politisch völlig umgedeutet. Er führt nun Stellvertreterkriege für die USA: Der traumatisierte Heimkehrer verkommt zu einer wortkargen Kampfmaschine. Immerhin: Stallone und die Produzenten werden den Blick auf ihre Kontoauszüge genossen haben: Die drei Fortsetzungen spielen über 600 Millionen Dollar ein.

Stand: 22.10.2012

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