Im September 1982 ist Gracia Patricia von Monaco gemeinsam mit ihrer 17-jährigen Tochter Stéphanie in ihrem Rover 3500 auf dem Weg zurück von ihrer französischen Sommerresidenz Roc Agel in ihren Stadtstaat. In ihrem früheren Leben als Grace Kelly ist die Fürstin die Strecke im Film "Über den Dächern von Nizza" 1955 schon einmal hinab gerast, unfallfrei. Diesmal hat die inzwischen 52-jährige weniger Glück.
Aus bis heute ungeklärter Ursache kommt der Wagen in einer Haarnadelkurve von der Straße ab und stürzt 40 Meter in die Tiefe. Die Insassen werden in das nach der Fürstin benannte Krankenhaus "Centre hospitalier Princesse Grace" gebracht. Am 14. September 1982, einen Tag nach dem Unfall, erliegt Gracia Patricia hier ihren schweren Verletzungen. Stéphanie hingegen überlebt schwer verletzt.
"What the fuck is an Oscar?"
Geboren wird Gracia Patricia von Monaco als drittes Kind eines Bauunternehmers in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania. Ihre Jugend ist eine ständige Suche nach Anerkennung. Vor allem ihrem strengen Vater kann es die unscheinbare und schüchterne Außenseiterin nicht recht machen. Als sie 1955 für "Das Mädchen auf dem Lande" mit gerade einmal 25 Jahren einen Oscar gewinnt, soll er nur "What the fuck is an Oscar?" entgegnet haben.
Auch Fürst Rainier III. ist dem Vater suspekt. Gracia Patricia lernt den "hergelaufenen und bankrotten Fürsten, der meiner Tochter gerade bis zum Busen reicht", 1955 auf den Filmfestspielen von Cannes kennen. Da ist sie eine gefeierte Filmschauspielerin, die im Western "Zwölf Uhr mittags" (1952) ebenso brilliert wie in "High Society" (1956) - und sich als kühle Blonde in gleich mehreren Hitchcock-Filmen einen Namen gemacht hat.
Radikaler Rollenwechsel
1956 wird aus Grace Kelly Gracia Patricia von Monaco. Die Hochzeit mit Rainier III. wird das Medienereignis des Jahres. Gäste wie Aristoteles Onassis, Cary Grant oder Ava Gardner sind anwesend, als die Schauspielerin dem Fürsten in einem 7.200-Dollar-Kleid das Ja-Wort gibt. 30 Millionen Menschen in aller Welt verfolgen die Zeremonie. Für Gracia Patricia ist es nach eigener Aussage "der schlimmste Tag meines Lebens": Noch kurz zuvor hatte sie Reportern gegenüber behauptet, bei der Wahl zwischen Film- und Ehekarriere immer Erstere vorzuziehen. Nun ist sie verheiratet – mit einem Mann, der das Filmgeschäft mit den Tätigkeiten einer Landesmutter für unvereinbar hält.
Tapfer und tränenreich fügt sich Gracia Patricia in ihr Schicksal. Als Hitchcock seine Lieblingsschauspielerin 1962 für die Hauptrolle in "Marnie" gewinnen will und ein Sturm der Entrüstung durchs Fürstentum weht, sagt sie ab und ertränkt ihren Kummer in Martinis. Ihre neue Rolle, die sie mit Wohltätigkeits- und Jet-Set-Veranstaltungen ebenso ausfüllt wie als Mutter dreier Kinder, macht sie über die Landesgrenzen hinaus beliebt. So sind nicht nur die Monegassen von ihrem tödlichen Unfall 1982 erschüttert. Ob Gracia Patricia selbst oder ihre Tochter Stéphanie am Steuer saß, ist bis heute nicht geklärt.
Stand: 14.09.2012
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