Roger Moore und Tony Curtis sind schon Leinwandstars, als sie das Angebot bekommen, in der Fernsehserie "Die 2" (Originaltitel: "The Persuaders") mitzuspielen. Dort mimen sie zwei Millionäre, die aus Langeweile im Auftrag eines pensionierten Richters dubiose Kriminalfälle lösen. Aber die Serie entwickelt sich trotz der beiden Stars international zum Flop: Allzu bieder kommen die Drehbücher daher.
In Deutschland ist Rainer Brandt mit der Synchronisation von "Die 2" beauftragt. Um die Serie zu retten, verfällt er auf den Trick, dem eher steif-britischen Lord Brett Sinclair (Moore) und dem amerikanisch-lockeren Playboy Danny Wilde (Curtis) einfach witzige und coole Sprüche in den Mund zu legen ("Hey, looky, looky! Hier ist ja ein Konterfei von Eurer Lordschaft verbogener Visage!").
"Ich habe neue Bücher geschrieben", wird sich Brandt später erinnern: "völlig neue Bücher, die nichts mit dem Original zu tun hatten". Teils entstehen die Ideen aber auch spontan im Synchronstudio.
Erster "Bambi" für Synchronisation
Am 11. Juli 1972 hat die Serie im ZDF Premiere. Es ist eine Zeit, in der Deutschlands Fernsehwelt nur drei Programme kennt. Wim Thoelke unterhält das Publikum mit der Quizsendung "Der Große Preis", Hans Rosenthal mit "Dalli-Dalli". Auch aus den USA flimmert mit "Flipper" oder "Lassie" ebenfalls eher gutbürgerliche TV-Hausmannskost in die Wohnstuben. Der Wortwitz von "Die 2" stellt also ein unkalkulierbares Risiko dar.
Aber die Rechnung geht auf: Brandts Synchronisation macht aus dem beschaulichen Fernseh-Krimi einen Straßenfeger. Einschaltquoten von 65 Prozent sind keine Seltenheit. Für "Die 2" wird zum ersten und bisher einzigen Mal ein "Bambi" für die Synchronisation verliehen. Heute ist die Serie die am meisten wiederholte im deutschen Fernsehen.
Hatschi, Hatschi, Hatschi!
In ihrer deutschen Fassung funktioniert die Serie – und zwar völlig unabhängig davon, ob die Synchronisation überhaupt zu den bewegten Bilder passt.
So ist Brandt einmal mit einer Filmszene konfrontiert, in der ein Hotelportier jedes Mal zuckt, wenn er den Telefonhörer abhebt. "Der Text ist völlig belanglos", erinnert sich Brandt. "Also, was machen wir? Das Telefon klingelt und er hebt ab – und niest. In den Apparat! Niest sieben Mal und legt den Hörer wieder auf. Die Leute haben geschrien und sind vom Sitz gesprungen. Nur keiner hat gefragt: 'Warum ist da ein Mann, der niest am Telefon?'".
Stand: 11.07.2012
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