Zehn-Euro-Banknoten aus der Produktion der Firma Giesecke & Devrient

Stichtag

1. Juni 1852 - Die Firma Giesecke & Devrient wird gegründet

Die Krankenkassen-Karte, die EC-Karte und der 20-Euro-Schein in Ihrem Portemonnaie könnten von der Firma Giesecke & Devrient stammen. Genau wie Ihre Handy-SIM-Karte. Gegründet wird das Unternehmen am 1. Juni 1852 als Druckerei für Bücher, Karten, Pässe und Wertpapiere - von Hermann Giesecke und Alphonse Devrient in Leipzig. Das Geschäft floriert. Vier Jahre später erhalten die beiden den ersten Druckauftrag für Banknoten: die Zehn-Thaler-Noten der Herzoglich-Altenburgischen Regierung. Bis zur Reichsgründung 1871 druckt die "Officin für Geld und Werthpapiere", wie die Firma nun heißt, sogenanntes Staatspapiergeld für acht deutsche Fürstentümer und Banknoten für 19 private Notenbanken. In den 1870er Jahren druckt Giesecke & Devrient Banknoten für Privatbanken in der Schweiz und Schweden.

Als nach dem Ersten Weltkrieg die Inflation steigt und die Reichsdruckerei die benötigten Zahlungsmittel nicht mehr alleine herstellen kann, kommt 1922 der erste Auftrag der Deutschen Reichsbank: für den sogenannten Giesecke-Tausender. Doch bald ist auch dieser nichts mehr wert. Giesecke & Devrient hat trotzdem keine geschäftlichen Sorgen. Dank Aufträgen aus dem faschistischen In- und Ausland kommt die Firma auch gut durch die Nazi-Zeit - zum Beispiel mit fälschungssicheren Eintrittskarten für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin.

Neugründung in München

Im Zweiten Weltkrieg wird die Leipziger Firma 1943 zerstört. Nach Kriegsende wird sie zum "volkseigenen Betrieb" erklärt und druckt nach dem Wiederaufbau als "Deutsche Notendruckerei" DM-Ost-Banknoten. Auch im Westen entsteht ein neuer Betrieb: 1948 baut Siegfried Otto das Familienunternehmen Giesecke & Devrient in München wieder auf - der Legende nach mit einer geliehenen Schreibmaschine in einer Dachkammer. Der ehemalige Panzeroffizier hatte während des Krieges Jutta Devrient geheiratet. Sein Schwiegervater, der Seniorchef Ludwig Devrient, hatte die sowjetische Kriegsgefangenschaft nicht überlebt.

Die D-Mark, die neue Währung der Bundesrepublik, wird zunächst in Großbritannien gedruckt. Das möchte Otto ändern. Schließlich erhält Giesecke & Devrient 1958 den Auftrag, Banknoten für die Deutsche Bundesbank zu liefern. 1960 drucken die Münchner ihren ersten 20-Mark-Schein - so wie künftig etwa die Hälfte aller bundesdeutschen Geldscheine.

Chipkarten-Technologie als zweites Standbein

Später verdient das Unternehmen sein Geld mit Spezialpapier für Banknoten und der ersten vollautomatischen Banknoten-Prüfmaschine. Bereits 1968 meldet Giesecke & Devrient das erste Patent auf eine Chipkarten-Technologie an, die heute mittlerweile das zweite Standbein des Unternehmens bildet.

Doch nicht alles läuft rund bei Giesecke & Devrient: Beim Druck der Euro-Scheine passiert bei 300 Millionen Stück der 100-Euro-Noten ein Fehler, den der Journalist und Buchautor Klaus W. Bender im Jahr 2000 aufdeckt. Das Unternehmen muss nachbessern. Mit Pannen und Skandalen hat die Firma inzwischen allerdings ihre Erfahrungen: Eigentümer und Geschäftsführer Otto macht mit Steuerhinterziehung, einer Scheidungsauseinandersetzung und Familienstreitigkeiten Schlagzeilen. "Da ist sein Benehmen so unsäglich gewesen", sagt Bender. "Es hat ihn seinen Posten gekostet." Giesecke & Devrient hingegen ist weiterhin erfolgreich - mit rund anderthalb Millionen Euro Umsatz im Jahr.

Stand: 01.06.2012

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