Mitarbeiterin einer Samenbank hält Becher mit Spermaprobe (Aufnahme von 2006)

Stichtag

1. Dezember 1971 - In den USA wird die erste Samenbank eröffnet

Die erste künstliche Befruchtung wird an Tieren vorgenommen: Im späten 18. Jahrhundert startet der italienische Priester Lazzaro Spallanzani Versuche bei Fischen und Fröschen. 1780 gelingt ihm die künstliche Befruchtung einer Hündin, der er Sperma in die Gebärmutter spritzt. Nach der Geburt der Welpen schreibt ihm der Schweizer Philosoph Charles Bonnet: "Ich weiß nicht, ob das, was Sie soeben entdeckt haben, eines Tages für die menschliche Gesellschaft Folgen haben wird, die nicht gering sein werden."

Samen vom Medizinstudenten

Schon bald wird Spallanzanis Vorgehen bei Menschen wiederholt. Der englische Anatom John Hunter berichtet 1799, er habe die Ehefrau eines Tuchhändlers mit dem Sperma ihres Mannes befruchtet. In den USA wird 1884 die erste dokumentierte Behandlung mit Spendersamen durchgeführt. Der Arzt William Pancoast nutzt dafür den Kontakt zu einem Ehepaar, das ihn wegen Kinderlosigkeit um Rat bittet. Bei einer Untersuchung stellt sich heraus, dass der Ehemann aufgrund einer Geschlechtskrankheit unfruchtbar ist. Seiner Frau wird das Ergebnis allerdings nicht mitgeteilt. Ihr wird nur gesagt, nun müsse sie untersucht werden.

Dabei wird ihr unter Vollnarkose Samen eingespritzt, der von einem anwesenden Medizinstudenten stammt. Erst als die Frau schwanger ist, informiert Pancoast den Ehemann. Die Frau dagegen erfährt nie, auf welchem Weg das Kind gezeugt wurde. Denn die künstliche Befruchtung ist in der Öffentlichkeit umstritten. Schon 1880 hat die Medizinische Fakultät in Paris das Verfahren als "unnatürlich" und "unmoralisch" bewertet.

Bei 198 Grad tiefgekühlt

Das Image der Samenspende ändert sich erst im 20. Jahrhundert. Im Dezember 1971 eröffnen in den USA die ersten kommerziellen Samenbanken. Durch das Einfrieren können Samenspenden mittlerweile bis zu 30 Jahre lang aufbewahrt werden. Bei minus 198 Grad werden die Spenden in großen Edelstahltanks gelagert - versetzt mit speziellen Frostschutzmitteln. Seit 1970 sind in der Bundesrepublik Deutschland schätzungsweise 100.000 Kinder mit Spendersamen gezeugt worden.

Stand: 01.12.2011

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