"Gewalt'ges Mauerwerk, geweiht dem Heldentume! Von Stein gebauet und gekittet mit dem Ruhme!" So beschreibt der Dichter Victor Hugo Frankreichs bedeutendstes Kriegs- und Krieger-Denkmal. Ehrfurcht gebietend thront der Arc de Triomphe am Ende der Pracht-Avenue Champs-Élysées, die sich hinter dem kolossalen Triumphbogen als Avenue de la Grande Armée fortsetzt. Zum Ruhme seiner großen Armee hat Napoleon I. einst das heute weltberühmte Bauwerk in Auftrag gegeben.
"Ihr werdet durch Triumphbögen einmarschieren", verspricht der siegesgewohnte Kaiser der Franzosen 1805 seinen Soldaten nach der Schlacht bei Austerlitz. 1806 legt Napoleon den Grundstein am damals noch fast unbebauten Westrand von Paris. Mit knapp 50 Meter Höhe und 44 Meter Breite soll das Monument mehr als dreimal so groß ausfallen wie sein antikes Vorbild, der Titus-Bogen in Rom. Doch die Bauarbeiten ziehen sich hin. Anlässlich seiner Hochzeit mit Marie-Louise von Habsburg 1810 lässt Napoleon deshalb seinen Triumphbogen als grandiose Leinwandfassade in Originalgröße malen.
Verherrlichung von Revolution und Kaiserreich
Den vollendeten Arc de Triomphe wird der Kaiser nie sehen. Als Napoleon 1815 auf die Insel St. Helena verbannt wird, sind die Arbeiten auf der Baustelle bereits eingestellt worden. Erst 1833 beauftragt der "Bürgerkönig" Louis-Philippe 20 Bildhauer mit der Fertigstellung des Bogens. Binnen drei Jahren schaffen sie die imposanten Fassadenreliefs, in denen die Schlachten und Ideale der Großen Revolution und des Kaiserreichs verherrlicht werden. Die pompös geplante Einweihung am 29. Juli 1836 findet dann aber nur in kleinem Rahmen ohne König statt. Nach einem missglückten Attentat wenige Wochen zuvor meidet Louis-Philippe lieber die Öffentlichkeit. So findet der erste Massenaufmarsch am Arc de Triomphe erst 1840 statt, anlässlich der feierlichen Heimholung des 1821 im Exil gestorbenen Kaisers Napoleon.
Grabmal des Unbekannten Soldaten
Heutige Besucher können den verkehrsumtosten Triumphbogen nur noch unterirdisch erreichen. Zwölf Straßen laufen auf das Symbol von Frankreichs Macht und Glorie zu und münden in Europas chaotischsten Kreisverkehr. Doch jeden Abend gegen 18.15 Uhr, mitten in der Pariser Rush Hour, blockiert eine Kette von Gendarmen den endlosen Autofluss. Dann schreitet eine Abordnung ergrauter Kriegsveteranen wie Moses durch das Rote Meer über den Platz und entzündet in einem rituellen Akt die "Flamme der Erinnerung".
Seit 1920 befindet sich vor dem gewaltigen Bogen das nationale Grabmal des "Unbekannten Soldaten", errichtet über den Gebeinen eines der 130.000 anonymen Gefallenen der mörderischen Weltkriegsschlacht von Verdun. "Mort pour la Patrie", für das Vaterland gestorben, steht unter der Flamme in Stein gemeißelt. Alfred Polgar, der österreichische Autor und Paris-Emigrant, kommentiert diese Helden-Verehrung 1924 auf seine Art: "Wie genaue Kenner der Stimmung in Gefallenenkreisen berichten, wird der Unbekannte Soldat, kommt wieder Mobilisierung, und das Auto des geliebten Feldherrn hupt über seinem Grab, wahrscheinlich liegen bleiben."
Stand: 29.07.2011
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