Weltwirtschaftskrise: 1932 gibt es in Deutschland weit über sechs Millionen Erwerbslose. Die Nationalsozialisten nutzen die Not der Menschen für ihre Propaganda: "Eine Nation, wirtschaftlich zerstört, der Bauernstand ruiniert, der Mittelstand verelendet, die Finanzen zerrüttet, alles bankrott!", ruft Adolf Hitler und verspricht Brot und Arbeit: "Deutsches Volk, gib uns vier Jahre und ich schwöre dir [...]". Durch gigantische Arbeitsbeschaffungsprogramme will die NS-Regierung die Arbeitslosen von der Straße holen.
Am 21. März 1934, zum Frühlingsbeginn, eröffnet Hitler an der Reichsautobahn-Baustelle Unterhaching bei München vor rund 10.000 Anwesenden die zweite "Arbeitsschlacht": "Wir müssen in diesem vor uns liegenden Jahr den Feldzug gegen die Arbeitslosigkeit mit noch größerem Fanatismus und mit noch größerer Entschlossenheit führen als im vergangenen. [...] Arbeiter! Fanget an!"
Autobahn: Keine Erfindung Hitlers
Die "Frühjahrsarbeitsschlacht" wird gleichzeitig an insgesamt 22 Baustellen der geplanten Reichsautobahn München-Salzburg gestartet. Die Idee, Autobahnen zu bauen, stammt nicht von den Nazis, sondern reicht zurück bis vor den Ersten Weltkrieg. 1930 stimmt die NSDAP als Oppositionspartei im Reichstag noch gegen den Bau von Autobahnen. Aber schon kurz nach der Machtübernahme versprechen die Nazis, mit den "Straßen des Führers" eine große Zahl von Arbeitsplätzen zu schaffen. Reichsminister Joseph Goebbels kündigt während der Eröffnungsfeier der "Arbeitsschlacht 1934" an: "Der neue Krieg gegen Not und Krise beginnt."
Arbeit durch Aufrüstung
Die Arbeitsbeschaffung wird in erster Linie durch eine riesige Aufrüstung erreicht. Dazu gehören auch die vom Staat in Auftrag gegebenen Bauprojekte wie das Autobahnnetz und der Aufbau des Westwalls. Eine wichtige Rolle spielen die Arbeitsdienste. Per Gesetz wird im Juni 1935 der bis dahin Freiwillige Arbeitsdienst (FAD) für junge Männer zur Pflicht. Beim Reichsarbeitsdienst (RAD) werden die sogenannten "Arbeitsmänner" vor allem für Rodungs- und Planierarbeiten eingesetzt. Auch für junge Frauen wird ein Arbeitsdienst eingerichtet. In Umschulungslagern und Hauswirtschaftslehrgängen werden junge Fabrikarbeiterinnen auf den Beruf der Haushaltsgehilfin vorbereitet. In der Siedlerhilfe sollen die "Arbeitsmaiden" Bäuerinnen entlasten. Gleichzeitig wird Juden, Sinti, Roma und sogenannten Asozialen ein "gesundes deutsches" Verhältnis zur Arbeit abgesprochen. "Arbeitsscheue" werden zur "Arbeitserziehung" in Konzentrationslager gesteckt und müssen schwarze Winkel tragen.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges tauschen die "Arbeitsmänner" ihre Spaten mit Gewehren. Sie stehen an Flugabwehrgeschützen, bauen Abschussrampen und werden schließlich beim "Volkssturm" eingesetzt. Die Frauen müssen ihren Dienst in den letzten Kriegsjahren in der Rüstungsindustrie ableisten. Als die Alliierten vorrücken, bedeutet dies auch das Ende der "Arbeitsschlacht".
Stand: 21.03.2009