Ein aufgeschlagener Duden liegt vor dem aus Scrabble-Buchstaben gebildeten Wort "Deutsch"

14. November 1997 – Gründung des "Vereins Deutsche Sprache"

Stand: 14.11.2017, 00:00 Uhr

Wir meeten und daten uns per Handy, walken oder biken, ordern "Coffee to Go", surfen durchs Internet und ärgern uns über Fake News. Immer mehr englische Begriffe – oder solche, die vorgeben, englisch zu sein – setzen sich hierzulande durch. "Denglisch" nennt der Volksmund den sprachlichen Brei, der entsteht, wenn die deutsche Sprache mit englischen Begriffen vermischt wird.

Menschen wie Walter Krämer ist dieser Trend ein Dorn im Auge. "Nehmen Sie den blöden Anglizismus 'Event'", sagt der Statistik-Professor der Technischen Universität Dortmund. "Heute ist alles Mögliche, eine Kirmes, ein Schützenfest, ein Event." Man könne dafür aber mehrere deutsche Wörter finden, die viel differenzierter seien. "Und insofern ist dieser Anglizismus nötig wie ein Kropf."

Sprachverlust als Identitätsproblem

Als Institution sorgt sich der Verein Deutsche Sprache (VDS) darum, den Ruf von Deutsch als Kultursprache zu fördern. Am 14. November 1997 wird der Verein von Walter Krämer und einigen Gesinnungsgenossen in Dortmund gegründet. Heute hat er rund 40.000 Mitglieder in rund 100 Ländern. Krämer ist immer noch erster Vorsitzender.

Für Krämer basiert die zunehmende Anglisierung der deutschen Sprache auf einem Problem der Deutschen mit ihrer Identität. "Es gibt viele Landsleute, die meinen, sich auf diese Weise einen selbst gefertigten Kosmopolitenausweis ausstellen zu können, dass man sie nicht für Deutsche halten möge." Zu den "Edlen, Guten und Geliebten dieser Erde" wolle man somit gehören. "Das kommt im Ausland aber gar nicht gut an", sagt Krämer. "Das wird als peinlich empfunden."

"Shitstorm" oder "Empörungswelle"?

Um zu zeigen, dass es auch anders geht, hat der VDS einen "Anglizismen-Index" für 7.000 Wörter erfunden, der "Wellness" durch "Wohlgefühl", "After-Work-Party" durch "Feierabend-Fete" und "Shitstorm" durch "Empörungswelle" ersetzt. Aber es gibt auch Gegenwind – so die Initiative des Sprachwissenschaftlers Anatol Stefanowitsch, die alljährlich den "Anglizismus des Jahres" wählt. Ihr Argument: Durch Eindeutschung geht dem Original immer auch Sinn verloren.

Momentan hat Krämer eine Wette laufen. In den nächsten sieben Jahren will er es schaffen, das Wort "Laptop" vom deutschen Markt zu verdrängen und durch den deutschen Begriff "Klapprechner" zu ersetzen. Es geht immerhin um eine Kiste Chateau Margaux. "Wenn ich die Wette verliere, wird das ziemlich teuer", sagt der Statistik-Professor. Aber das Thema ist ihm das Risiko offensichtlich wert.

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