Obwohl er auch solo einige Hits hatte – ohne seine Brüder Barry und Maurice ist Robin Gibbs Karriere nicht zu erzählen. Mit mehr als 100 Millionen verkauften Platten und sieben Grammys gehören die Bee Gees zu den ganz Großen der Popgeschichte. Ihr Falsett-Gesang zum Tanzfilm "Saturday Night Fever" macht sie zu Ikonen der Disco-Ära.
Mit seiner spindeldürren Figur und einem (anfangs) überdimensionalen Überbiss im ausgemergelten Gesicht ist Robin wahrlich nicht der schönste der Gebrüder Gibb. Doch neben seinem unauffälligen Zwillingsbruder Maurice und dem gut aussehenden älteren Barry gilt Robin als der Talentierteste im Brüder-Trio. Ohne ihn als Leadsänger hätte es die Bee Gees wahrscheinlich nie gegeben.
Kindheitsträume vom Berühmtsein
Die Zwillinge Robin und Maurice kommen 1949, drei Jahre nach Barrys Geburt, auf der Isle of Man zur Welt. Als Söhne eines wenig erfolgreichen Bandleaders erlernen sie das Showbusiness schon von Kindesbeinen an. 1955 beginnen sie, in Kinos vor den Vorstellungen aktuelle Skiffle- und Rock'n'Roll-Hits zu singen. "Wir hatten nur ein Zimmer", erzählt Robin später. "Jeden Abend im Bett träumten wir davon, erfolgreich und berühmt zu werden. Mein Dad konnte uns nicht mal zwei Pennys geben. Er verdiente kaum was."
1958 wandert die Familie nach Brisbane in Australien aus. Dort basteln die Brüder weiter mit Fleiß und Disziplin an der erträumten Karriere. Sie nennen sich nun Bee Gees und werden durch Radio- und Fernsehshows landesweit bekannt. Mehrfach erobern sie die australische Hitparade. Als sie 1967 nach England zurückkehren, haben sie mit "Spicks and Specks" ihren ersten Nummer-eins-Hit in der Tasche. Die bringt ihnen einen Vertrag mit Robert Stigwood, dem einflussreichen Produzenten der Supergruppe Cream, ein.
Kein Erfolg ohne die Brüder
Barry, Robin und Maurice Gibb (v.l.) im August 1971
Stigwood stellt den schönen Barry in den Vordergrund und verpasst den Bee Gees das Image einer skandalfreien Ausgabe der Beatles. Robins helle Chorknabenstimme und pompöse Orchestralklänge prägen den Sound der Balladen "New York Mining Desaster 1941" und "Massachusetts", mit denen sich die Bee Gees auf Anhieb in die Weltstar-Liga katapultieren. 1969 verlässt Robin seine Brüder für eine Solokarriere. Doch der Durchbruch bleibt aus und so kehrt der Abtrünnige schnell zu seinen Brüdern zurück.
Nach einigen krachenden Flops treffen Robin, Barry und Maurice wieder den Zeitgeist und landen mehrere weltweite Mainstream-Erfolge. 1978 bestellt Robert Stigwood bei seinen früheren Schützlingen Musik für den von ihm produzierten Film "Saturday Night Fever". In angeblich vier Tagen liefern die Bee Gees die Titel ab, die sie endgültig zu Pop-Legenden machen: "How Deep Is Your Love", "Stayin' Alive" und "Night Fever". Doch der Höhenflug dauert nicht lange; zu Beginn der 80er-Jahre sind Disco und die Bee Gees out. Sie schreiben nun erfolgreich Songs für andere Stars wie Barbra Streisand oder Diana Ross.
Das Ende der Bee Gees
1983 startet Robin einen neuen Anlauf als Solo-Sänger. Mit seiner sechsten Platte und dem Hit "Juliet" feiert er den größten Erfolg seiner Karriere. Zwölf Jahre später erweisen die Jungs von Take That den Bee Gees mit einer Cover-Version von "How Deep Is Your Love" ihre Reverenz. Als die Presse darauf die Bee Gees zur "Mutter aller Boygroups" ernennt, protestiert Robin Gibb: "Einstudierte Choreografien sind etwas für Balletttänzer oder Pantomimen. Wir haben nie Schritte eingeübt oder getanzt." Außerdem habe er noch keine Boyband gesehen, die ihre Songs selbst schreibe und ihre Instrumente selber spiele.
Als Maurice 2003 nach einer Darmoperation stirbt, beschließen Robin und Barry, nie wieder als Bee Gees aufzutreten. Sie suchen weiter solo ihr Glück und firmieren bei seltenen gemeinsamen Auftritten als Brothers Gibb. 2011 erkrankt Robin an Leberkrebs. Kurz nach der Premiere eines Orchesterwerks, das er gemeinsam mit seinem Sohn Robin-John zum 100. Jahrestag des Untergangs der "Titanic" komponiert hat, stirbt Robin Gibb am 20. Mai 2012 mit nur 62 Jahren.
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
Stichtag am 21.05.2017: Vor 50 Jahren: Beginn des Windsurfens in den USA