Porträt von Jørn Utzon

29. November 2008 - Todestag des Architekten Jørn Utzon

Stand: 29.11.2018, 00:00 Uhr

Betonblumen, weiße Segel, Muschelschalen – Vergleiche gibt es viele für das Opernhaus von Sydney. Andere sind weniger schmeichelhaft: Zirkuszelte im Sturm oder Schildkröten beim Paarungsakt. Der Entwurf des dänischen Architekten Jørn Utzon löst Kontroversen aus, als er 1957 einen weltweiten Wettbewerb gewinnt.

Dabei ist sein Vorschlag von damals nicht mehr als eine hingeworfene Skizze, der abenteuerliche Entwurf eines zwar renommierten Architekten, der aber noch nie außerhalb Dänemarks gearbeitet hatte. Utzons gewagte Idee setzt sich jedoch gegen über 200 andere Vorschläge durch.

Jørn Utzon, dänischer Architekt (29.11.2008)

WDR 2 Stichtag 29.11.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 26.11.2028 WDR 2


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Renzo Piano: Utzon beherrscht das Rationale und die Schönheit

Die Idee vom weißen Segeldach hat ihren Ursprung in Jørn Utzons Heimat. Er wächst in der dänischen Hafenstadt Aalborg auf, sein Vater ist Schiffsdesigner. Als Architekt holt sich Jørn Utzon Inspiration auf der ganzen Welt: bei den Maya, in Japan und China. Dabei ist er kein Träumer.

"Ich bewundere alles an ihm, seine Sturheit, aber auch den Wunsch nach dem Rationalen. Das Rationale braucht die Magie und Jørn Utzon beherrschte sowohl das Rationale als auch Schönheit und optische Fantasie", sagt der Architekt Renzo Piano.

Sechs Jahre für den Bauplan eines Daches

Und so beginnt Jørn Utzon seinen mutigen Entwurf für das Opernhaus in Sydney mit ganz grundsätzlichen Überlegungen. "Eigentlich war es eine Skulptur, die von überall im Hafen zu sehen ist. Vom Schiff aus, von den Hochhäusern, von ganz Sydney. Deshalb hätte ich nicht einfach einen quadratischen Klotz mit einem Flachdach hinsetzen können. Ich musste etwas mit dem Dach machen", erklärt Jørn Utzon.

Doch die schicke Dachkonstruktion der gekrümmten Muschelschalen ist hochkomplex. Sechs Jahre dauert es, bis nach vielen Berechnungen, Modelltests und Frust die Arbeitszeichnungen für die Dachformen fertig sind. 44 Zeichner machen über 1.700 Pläne – allein für das Dach. Die Kosten steigen dramatisch und schließlich wird Jørn Utzon aus dem Projekt gedrängt.

Bis zur Fertigstellung braucht es weitere sieben Jahre und ein Vielfaches der ursprünglich kalkulierten Kosten. An einem sehr windigen Tag im Jahr 1973 wird das spektakuläre Gebäude endlich eingeweiht. Der Architekt allerdings ist nicht eingeladen, sein Name bleibt unerwähnt. Bis zu seinem Tod am 29. November 2008 betritt er nie wieder australischen Boden, trotz vieler Angebote.

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