Am Turm der Lamberti-Kirche in Münster sind drei Eisenkörbe aufgehängt

5. Januar 1534 - Wiedertäufer ziehen in Münster ein

Stand: 05.01.2019, 00:00 Uhr

Einst zur Abschreckung angebracht, heute Touristen-Magnet: Am Turm der Lamberti-Kirche in Münster hängen drei eiserne Körbe. Darin sind die toten Körper der Anführer der sogenannten Wiedertäufer nach ihrer Hinrichtung 1536 aufrecht zur Schau gestellt worden.

"Die Krähen haben das Fleisch gepickt", sagt der Münsteraner Stadtführer Ralf Klötzer. "Jahrzehnte später hat ein Kaufmann aus Ulm noch einen Schädel in einem der Körbe liegen sehen."

Einzug der Täufer in Münster (am 5.1.1534)

WDR 2 Stichtag 05.01.2019 04:16 Min. Verfügbar bis 02.01.2029 WDR 2


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Taufe für Erwachsene

"Die Täufer haben versucht, eine neue christliche Gesellschaftsordnung einzuführen", sagt Historiker Klötzer. "Sie wollten eine Kirche ohne Geistlichkeit." Laien sollten das Sagen haben. Angeregt durch Luthers Übersetzung des Neuen Testaments wollten sie aus dem Wort Gottes ihre Schlüsse selbst ziehen.

Die ersten Täufer aus Holland treffen am 5. Januar 1534 in Münster ein. Ihr Ziel ist die Wieder-Taufe. Dadurch sollen erwachsene Christen von den nur als Kind ungefragt Getauften getrennt werden. Nur wer sich bewusst bekennt, ist für sie ein wahrer Christ.

Listen für Massentaufen

Eine Woche später trifft auch Jan van Leiden ein. Er hat sich von "Prophet" Jan Mathis in Holland taufen und als "Apostel" nach Westfalen schicken lassen. Er hat Erfolg: Innerhalb weniger Wochen tragen sich tausende Münsteraner in Listen für Massentaufen ein.

Auch politisch gewinnen die Täufer an Boden: Mit Bernhard Knipperdolling stellen sie ab Februar 1534 ihren ersten Bürgermeister.

Gescheiterte Angriffe

Fürstbischof Franz von Waldeck will als Stadt- und Landesherr Münster von diesen Ketzern säubern - und schickt 8.000 Söldner. Die äußere Bedrohung treibt viele der rund 10.000 Einwohner der Stadt an die Seite der Täufer.

Die Bewegung erobert den Rat, macht die Taufe zur Pflicht, erlaubt die Mehrehe und ruft das nahe Ende der Welt aus. Im Frühjahr 1534 scheitern zwei Sturmversuche an der Stadtbefestigung.

16 Monate Belagerung

Jan Mathis hat für den Ostertag die Rückkehr Christi angekündigt. Als dies nicht eintrifft, verlässt er die Stadt und wird von Landsknechten getötet. Daraufhin übernimmt Jan van Leiden die Führung und lässt sich zum König krönen.

Nach 16 Monaten Belagerung rücken die Truppen des Fürstbischofs im Juni 1535 in die ausgehungerte Stadt ein. Mindestens 600 Menschen sterben im Gemetzel. Die aufgespürte Täufer-Spitze wird ein halbes Jahr in Westfalen an den Pranger gestellt, bevor sie in Münster gefoltert und hingerichtet wird: Jan van Leiden, Bürgermeister Knipperdolling und Bernhard Krechtling, der Bruder des geflohenen Kanzlers.

Programmtipps:

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 5. Januar 2019 ebenfalls an den Einzug der Täufer in Münster. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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