Maewyn Succat läuft um sein Leben. Sechs Jahre lang hat er als Sklave in Irland die Schafe gehütet, die Sprache gelernt, die Regeln befolgt, die Sitten studiert. Aber dann hört er im Traum eine göttliche Stimme, die ihm verkündet, dass er mit einem Schiff zurück zu seinen Eltern fahren soll. Maewyn findet ein Schiff. Und kehrt nach Britannien zurück.
Jahre später kehrt Maewyn als Patricus nach Irland zurück. Und wird als Patrick von Irland die Geschichte der Insel nachhaltig verändern.
Missionar oder Steuerflüchtling?
Geboren wird Patrick um das Jahr 400 herum in einer römisch-britischen Festungsstadt in Wales. Sein Vater ist Diakon, wie er in seinen "Bekenntnissen" behauptet. Den Abzug der Römer, der das soziale Gefüge zusammenbrechen lässt, empfindet er als Reaktion auf Gottes Zorn: "Hätten wir mehr gebetet, wären die Römer noch hier." Als er 16 ist, überfallen Sklavenhändler die nunmehr schutzlose Küstenstadt: Patrick wird nach Nord-West-Irland verschleppt.
In Irland, schreibt Patrick, hätte er zu Gott gefunden. Ständig macht er sich Gedanken um seinen Auftrag auf der Insel. Auch nach seiner Flucht in die Heimat lässt ihn das nicht los. Als die Eltern sterben, bricht er 432 neuerlich auf: nach seinen Worten wegen einer neuen Aufforderung zum Missionieren; vielleicht aber auch nur, um nach der Erbschaft den britannischen Steuern zu entgehen.
Der Endzeit-Prediger
In Irland wendet sich der charismatische Patrick an die Kelten-Fürsten, die für alles offen sind, was aus der "zivilisierten Welt" stammt. Der katholischen Kirche allerdings gilt er als unberechenbarer Einzelgänger – nicht zuletzt, weil er sich auf keinen Auftrag aus Rom, sondern auf eine direkte Aufforderung durch Gott beruft.
Aber: Hat Patrick Irland tatsächlich quasi im Alleingang missioniert? Laut diverser Schriften hat Papst Zölestin schon 431 einen gewissen Palladius als ersten Bischof nach Irland entsandt – also ein Jahr, bevor Patrick selbst auf die Insel zurück kommt. Trotzdem: Patrick gründet überall Klöster, Schulen und als Mutterkirche die Kathedrale von Armagh. Seine Missionstätigkeit übt er bis zu seinem Tod aus, der ihn vermutlich am 17. März 461 ereilt.
Rund 100 Jahre später setzt die Mythisierung Patricks ein. Dazu gehört die Legende, Patrick habe alle Schlangen von der Insel vertrieben: Dabei ist erwiesen, dass es dort nie Schlangen gab. Heute wird Patrick als Nationalheiliger Irlands verehrt – obwohl er nie offiziell heiliggesprochen wurde. Am St. Patrick's Day ziehen auf der Insel und in den USA bunte Straßenparaden durch die Städte.
Denn eins ist sicher: Durch seine Missionarstätigkeit öffnet Patrick Irland das Tor zur Kultur West-Europas.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. März 2021 ebenfalls an St. Patrick. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 18.03.2021: Vor 5 Jahren: Todestag des FDP-Politikers Guido Westerwelle