Nach 1945 sucht Rudolf Augstein nach Vorbildern für ein eigenes journalistisches Format. Da stößt er unter den Presseorganen der Alliierten neben dem "Time Magazine" auch auf "Newsweek". Nach dieser Art der unabhängigen und politisch kritischen Zeitschrift will er sein Magazin starten.
"Wir mussten sehen, wie wir aus diesem Typ eine für Deutsche kaufbare und lesbare Zeitschrift machten", wird sich Augstein später erinnern. Das Ergebnis – "Der Spiegel" – schreibt Pressegeschichte.
Erfolg trotz Weltwirtschaftskrise
Für die Gründung eines nationalen Nachrichtenmagazins sucht sich Thomas J. C. Martyn mit dem Tiefpunkt der Weltwirtschaftskrise einen denkbar schlechten Zeitpunkt aus. Aber der ehemalige englische Kampfpilot, der nach dem Ersten Weltkrieg als Auslandskorrespondent für das "Time Magazine" gearbeitet hat, sieht einen Markt für ein weniger konservatives Nachrichtenmagazin. 25 Prozent Arbeitslosigkeit, hungernde Menschen, und ein Bankensystem vor dem Zusammenbruch schrecken ihn nicht ab. Und Martyn kann seine Kontakte in Wirtschaft Politik und Kultur nutzen, um 2,5 Millionen US-Dollar als Anschubfinanzierung zu organisieren.
Am 17. Februar 1933 erscheint die Erstausgabe der "Newsweek" in einer stattlichen Auflage von 50.000 Exemplaren - und mit einem Bericht über die Machtergreifung Hitlers. Mit zehn Cent setzt Martyn auf einen niedrigen Kaufpreis, das Jahresabonnement ist für ganze vier US-Dollar zu haben. Das Konzept geht auf: Dank seiner eigenwillig-respektlosen Art der Berichterstattung und der teils besten Journalisten der Nation avanciert "Newsweek" von den 1960er Jahren an bis weit in die 1980er Jahre zu einem der Leitmedien der USA.
Wöchentlich 1,2 Millionen Exemplare
Im redaktionellen Miteinander ist Martyn, wie er im Nachhinein selbst zugibt, allerdings eine Katastrophe: "sarkastisch und mies gelaunt" sei er gewesen. Vor allem aber seine wirtschaftlichen Fehlentscheidungen bringen ihn zu den Geldgebern auf Konfrontationskurs. Martyn muss gehen, "Newsweek" macht weiter. Und kommt erst, nachdem die "Washington Post" das Blatt 1961 aufkauft, voll in Fahrt. Von 1952 bis 1962 steigert das Magazin seine Auflage um 80 Prozent auf wöchentlich 1,2 Millionen.
Der geringe Preis einer "Newsweek"-Ausgabe rechnet sich dank der Kombination mit Anzeigengeldern, die sich durch die große Reichweite des Magazins ergeben. Mit dem Internet bricht dieser Markt allmählich ein. 2010 stößt die "Washington Post" das Magazin mit einer nunmehrigen Auflage von nur noch 100.000 für einen symbolischen Dollar an den Industriellen Sidney Harman ab. 2012 wird die Druckausgabe eingestellt, "Newsweek" nur noch im Internet angeboten. Zwar erscheint 2014 wieder eine Printversion, die hat aber nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Format gemein.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. Februar 2018 ebenfalls an die Gründung von "Newsweek". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 18.02.2018: Vor 75 Jahren: Joseph Goebbels hält seine Rede im Berliner Sportpalast