Schulabschluss? Keinen. Talente? Reichlich. Joachim Fuchsberger ist Hans Dampf in allen Mediengassen. Ob als Schauspieler in Film, Fernsehen und Theater, als Radio- und TV-Moderator, Showmaster und Produzent: Sechs Jahrzehnte lang gehört "Blacky", wie er sich gern nennen lässt, zu den populärsten Männern des deutschen Unterhaltungsgewerbes.
In die Wiege gelegt wird ihm der Erfolg nicht. Am 11. März 1927 in Stuttgart geboren, muss der junge Fuchsberger noch im letzten Kriegsjahr an die Ostfront, wird verwundet und kommt in Gefangenschaft. Die ersten Brötchen nach Kriegsende verdient er unter anderem als Bergmann in Gelsenkirchen und Werbeleiter der Deutschen Bauausstellung in Nürnberg. Weil der smarte Blacky auch gut reden kann, wird er 1950 Sprecher beim Bayerischen Rundfunk.
Frauenschwarm mit flottem Mundwerk
Von da an geht es steil nach oben. Für die Sängerin Gitta Lind, seine erste Frau, schreibt Joachim Fuchsberger Schlager. Auch Udo Jürgens und Howard Carpendale singen später seine Texte. 1954 vertraut der Filmregisseur Paul May dem jungen Ex-Frontkämpfer die Hauptrolle in der Landser-Filmtrilogie "08/15" an. Über Nacht wird Fuchsberger als mutiger Gefreiter Asch zum Helden eines der größten Kassenhits der 50er Jahre.
Die Ehe mit Gitta Lind hält drei Jahre, dann heiratet der Frauenschwarm die Schauspielerin Gundula Korte. Sie gibt ihren Beruf auf und bleibt ein Leben lang auch als Managerin an seiner Seite. Nach der Geburt von Sohn Thomas 1957 bezieht Familie Fuchsberger eine Villa in München. Kurz darauf sammelt der Mann mit dem flotten Mundwerk beim WDR erste Fernseherfahrungen als Gastgeber einer Spielshow. Im Kino trifft Fuchsberger nach einigen Auftritten als Uniformträger oder in seichten Heimatfilmen erneut voll ins Schwarze.
Souveräner Entertainer oder "Einschaltspinsel"?
Hauptrollen in rund einem Dutzend Edgar-Wallace-Krimis zementieren seinen Ruf als bester Inspektor, den Scotland Yard je hatte. "Schlau und sportlich, Liebhaber und Verteidiger der Rechtsordnung in einem, nonchalant und eisenhart, lockerer Playboy und gnadenloser Staatshüter", so beschreibt ihn später der "Film-Dienst". Fuchsberger kann scheinbar alles – nur nicht mit Geld umgehen. Ende der 60er Jahre gründet er eine Immobilienfirma und legt eine fulminante Pleite hin. Mit 42 Jahren verliert er sein gesamtes Vermögen und versinkt in Schulden.
Als gut bezahlter Werbe-Beau für "4711 Echt Kölnisch Wasser" und souveräner Stadionsprecher bei den Olympischen Spielen in München kehrt Fuchsberger zurück ins Rampenlicht. Auch sein zweiter Anlauf bei der ARD als TV-Entertainer gelingt mit Bravour, erst mit der Samstagabend-Show "Auf Los geht's los", dann in über 300 Ausgaben des Promi-Talks "Heut' Abend". Weil ihm die Kritik so manchen schrägen Spruch um die Ohren haut und ihn als Seichtschwätzer und "Einschaltspinsel" tituliert, schmeißt Fuchsberger 1986 beleidigt hin.
Schicksalsschläge am Lebensende
Die nächsten Jahre verbringt er samt Familie in der neu entdeckten Wahlheimat Australien. Mit Gundel und Thommy produziert Fuchsberger dort die sehr erfolgreiche Reportage-Serie "Terra Australis". Ab Ende der 90er Jahre kehrt er mit über 70 auch zur Schauspielerei zurück.
Ein Kino-Comeback weist Fuchsberger 2004 brüsk zurück. Neben Bastian Pastewka, Oli Welke und Oliver Kalkofe in der Edgar-Wallace-Parodie "Der Wixxer" aufzutreten - für den Star mit Bundesverdienstkreuz, Bambi, Goldener Kamera und Deutschem Fernsehpreis undenkbar: "Je älter ich werde, desto intoleranter werde ich", bekennt Fuchsberger. Für "Neues vom Wixxer" lässt er sich 2007 dann doch breitschlagen.
Von Schlaganfällen und Herzproblemen geschwächt muss Fuchsberger 2010 erleben, dass sein Sohn Thommy durch akute Unterzuckerung beim Baden ertrinkt. Davon erholt er sich nicht mehr. Am 11. September 2014 stirbt Joachim Fuchsberger in München in den Armen seiner Frau Gundel. Das Feuilleton würdigt ihn einhellig als Filmlegende und letzten Altmeister der deutschen Fernsehunterhaltung. Es war "sein Charme, seine Fabulierlust, seine Selbstironie", schreibt die Süddeutsche Zeitung.
Korrektur: Als Sender der ARD-Show "Auf Los geht's los" wurde zunächst das ZDF genannt. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
Programmtipps:
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 11. März 2017 ebenfalls an Joachim Fuchsberger. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 12.03.2017: Vor 100 Jahren: Russische Februarrevolution bricht aus (greg. Kalender)