Hugo Chavez, Präsident von Venezuela (1999 bis 2013)

12. April 2002 - Hugo Chávez wird gestürzt

Stand: 12.04.2017, 00:00 Uhr

Caracas, 11. April 2002: Im Zentrum von Venezuelas Hauptstadt hat sich eine Protestdemonstration der Opposition formiert. Ein Redner fordert, von der geplanten Route abzuweichen und zum Präsidentenpalast Miraflores zu marschieren, "um diesen Verräter des venezolanischen Volkes zu stürzen". Dort haben sich jedoch tausende Anhänger von Hugo Chávez versammelt, entschlossen den sozialistischen Staatspräsidenten zu verteidigen.

Plötzlich eröffnen Heckenschützen das Feuer auf die Menge vor dem Präsidentenpalast. Bewaffnete Chávez-Anhänger schießen zurück. TV-Sender stellen die Gegenwehr als Angriff auf den Demonstrationszug der Opposition dar. Dieser hält sich zu diesem Zeitpunkt aber gar nicht in der Nähe auf. Die gefälschte Nachricht soll die Armee gegen den Präsidenten mobilisieren. Das Kalkül geht auf: Hubschrauber kreisen, Panzer ziehen auf.

Millionen protestieren gegen Putsch

Die Militärs stellen ein Ultimatum: Rücktritt von Chávez oder Beschuss des Palastes. Am frühen Morgen des 12. Aprils 2002 begibt sich Chávez in die Hände der Putschisten. Die Opposition zieht in den Palast. Der Chef des Unternehmerverbandes Pedro Carmona wird umgehend als neuer Präsident vereidigt. Doch er hat den Rückhalt des Sozialisten unterschätzt. Millionen demonstrieren im ganzen Land. Zehntausende kommen in die Hauptstadt, belagern den Palast und fordern die Rückkehr des gewählten Präsidenten.

Die Palastwache setzt daraufhin die Putschisten fest. Der Staatsstreich fällt in sich zusammen. Chávez kehrt zurück und wird von seinen Anhängern gefeiert: "Er ist wieder da." Der Putsch stärkt sein Image als Mann des Widerstandes, der den alten Eliten erfolgreich Paroli bietet. Diese gründen ihre Macht auf den Ölreichtum des Landes.

Sozialprogramme, aber auch Klientelwirtschaft

Chávez, der seit Februar 1999 im Amt ist, versteht sich selbst als politische Stimme der Ausgeschlossenen: "Was ist aus den Kleinbauern geworden? Keinem Campesino hat die Erschließung der Ölvorkommen genutzt. Keiner hatte Anteil an dem daraus resultierenden Wohlstand." Er verspricht gerechte Umverteilung und allgemeine Bildung. Dafür braucht er die Ölgelder - und bringt deshalb nach seiner Wahl den großen Ölkonzern PDVSA unter seine Kontrolle.

Die Opposition mobilisiert daraufhin ihre Anhänger: Es kommt zu Streiks in der Ölindustrie, private TV-Sender fahren Kampagnen gegen Chávez. Dieser entlässt Manager und finanziert mit den Petrodollar Sozialprogramme. Aus dem angekündigten Sozialismus des 21. Jahrhunderts wird allerdings nichts: Chávez nutzt die Devisen auch für den Ausbau der eigenen Machtposition. Er betreibt entgegen seiner Revolutionsrhetorik Klientelwirtschaft.

Nachfolger verstößt gegen Verfassung

Als Präsident Chávez 2013 mit 58 Jahren an einem Krebsleiden stirbt, überlebt der sogenannte Chávismo trotzdem. Dafür hat er gesorgt. Sein Nachfolger Nicolas Maduro versteht sich als politischer Ziehsohn und verstößt offen gegen die Verfassung. Wahlen und Volksabstimmungen werden eigenmächtig verschoben. Der Ölkonzern PDVSA, Eigentümer der weltweit größten Erdölreserven, verrottet. Venezuela muss Benzin importieren, es kommt zu Nahrungsengpässen.

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