Hermann Helmholtz ist schon acht Jahre alt. Und war noch keinen Tag in der Schule. Immer wieder ist er krank, gerade erst hat er den Scharlach überwunden. Sein Vater macht sich ernstlich Sorgen. Um ihn zu beruhigen, schreibt die Tante prophetische Sätze. "Alexander von Humboldt war acht Jahre alt und wusste noch nichts. In diesen Tagen hat ihn der König zum Präsidenten der Wissenschaften erhoben. Das sind meine Ahnungen für deinen Sohn."
Die Tante soll recht behalten. Helmholtz wird ein guter Schüler und ein brillanter Universalgelehrter. Mit wichtigen Beiträge zur Optik und Akustik sowie zur Elektro-, Thermo- und Hydrodynamik.
Das autonome Forschungszentrum
Geboren wird Helmholtz 1821 in Potsdam. Nach einem Studium der Medizin arbeitet er zunächst kurz an der Berliner Charité und wird 1848 Professor für Physiologie in Berlin und Königsberg, 1855 dann auf Empfehlung von Alexander von Humboldt in Bonn. 1870 wird er zum Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und der Königlich Schwedischen Musikakademie ernannt. Zwei Jahre später wird er Mitglied der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Uppsala. Da lebt er schon wieder in Berlin.
In den 1880er Jahren gründet Helmholtz mit der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin das weltweit erste wissenschaftliche Forschungszentrum außerhalb einer Universität. Wegen seiner Verdienste um die Wissenschaft wird er 1883 in den Adelsstand erhoben.
Der wissenschaftliche Tausendsassa
Mit Neugierde und Leidenschaft versucht Helmholtz in seiner Arbeit die Grenzen zwischen den Einzeldisziplinen zu überwinden. Bereits in seiner Promotionsschrift weist er den Ursprung der Nervenfasern aus Ganglienzellen nach. Sein Augenspiegel dient Ärzten bis heute für ihre Untersuchungen des Augenhintergrunds. Seine Arbeiten zum Verhalten von Wirbeln in reibungsfreien Flüssigkeiten sind grundlegend. Als Helmholtz‘ größte Leistung aber gilt bis heute der von ihm formulierte Energieerhaltungssatz, der besagt, dass Energie nicht erzeugt oder vernichtet, sondern immer nur umgewandelt werden kann.
Hermann von Helmholtz ist zwei Mal verheiratet und hat fünf Kinder. Er stirbt am 8. September 1894 in Charlottenburg bei Berlin. Die 1995 gegründete Helmholtz-Gesellschaft ist nach ihm benannt.
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