Malmö, 19.06.1958: Helmut Rahn (l.) bei der WM 1958

14. August 2003 - Fußball-Weltmeister Helmut Rahn stirbt

Stand: 14.08.2018, 00:00 Uhr

"Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen! Rahn schießt: Tor! Tor! Tor! Tor!", bejubelt Radio-Reporter Herbert Zimmermann am 4. Juli 1954 das 3:2 gegen Ungarn. Wenige Minuten später ist das "Wunder von Bern" vollbracht. Deutschland ist Fußball-Weltmeister - dank zweier Tore von Helmut Rahn.

Helmut Rahn, Fußballnationalspieler (Todestag 14.08.2003)

WDR 2 Stichtag 14.08.2018 04:14 Min. Verfügbar bis 11.08.2028 WDR 2


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Dabei hätte der Trainer seinen temperamentvollen Torjäger nach einem unerlaubten nächtlichen Ausflug eigentlich nach Hause schicken müssen. Doch Sepp Herberger weiß um die spielerischen Qualitäten des jungen Draufgängers aus dem Ruhrgebiet.

Dribbelkünstler und Torjäger

"Wenn er losbombt aus 15 bis 20 Metern – Menschenskind, dann muss aber jeder Torwächter der Welt aufpassen!", lobt Reporter Zimmermann seinerzeit. Rahn hat im linken Fuß genauso viel Kraft wie im rechten. Das macht ihn gleich doppelt so gefährlich für den Gegner. Seine Verteidiger lässt der "Boss", wie der Dribbelkünstler gerne genannt wird, mühelos stehen.

Geboren wird Helmut Rahn am 16. August 1929 in Essen-Katernberg als Sohn einer Bergmannsfamilie. Kicken lernt Rahn zunächst auf dem Bolzplatz, spielt dann für den SV Altenessen, den SC Oelde 09 und die Sportsfreunde Katernberg. 1951 holt ihn der damals größte Fußballverein seiner Heimat, Rot-Weiß Essen, in die Mannschaft und zahlt Rahn das stattliche Gehalt von 320 Mark.

Lieber Nationalmannschaft als Geld

Das Angebot eines argentinischen Vereins mit 150.000 Mark Jahresgehalt lehnt der Essener ab. "Was willste da drüben, du wirst auch hier deine Karriere machen", rät ihm Bundestrainer Sepp Herberger. Es gilt: Wer im Ausland spielt, trägt kein Trikot der deutschen Nationalmannschaft.

Rahn bleibt und fährt 1954 mit zur WM in die Schweiz. "Es war nicht leicht, ihn in die Mannschaft einzubauen", sagt Herberger. Rahn gilt als lebhaft und wenig angepasst. "Ich war praktisch kein Mannschaftsspieler, sondern ein Einzelgänger", räumt Rahn später ein.

Kurzerhand steckt der Trainer den Draufgänger aufs Zimmer mit dem ruhigen Mannschaftskapitän Fritz Walter. Die beiden ergänzen sich perfekt und kehren als Fußball-Weltmeister zurück nach Deutschland.

Zu viel Pils für den Sieger-Torschützen

Doch der Trubel um den WM-Titel überfordert Rahn und wirft ihn aus der Bahn. Er fährt betrunken Auto, prügelt sich mit der Polizei, geht dafür ins Gefängnis. Dennoch hält Sepp Herberger an seinem Rechtsaußen fest. Bei der WM 1958 in Schweden ist Rahn wieder dabei.

Er wird nach dem jungen Pelé zweitbester Torjäger des Turniers und bringt es in seiner Karriere insgesamt auf 21 Tore in 40 Länderspielen. Nach seiner aktiven Zeit lebt er zurückgezogen mit seiner Familie in Essen. Helmut Rahn stirbt am 14. August 2003 zwei Tage vor seinem 74. Geburtstag.

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