Helmut Fischer als Monaco Franze mit Filmklappe vor Jeep

15. November 1926 - "Monaco Franze" Helmut Fischer wird geboren

Stand: 15.11.2016, 00:00 Uhr

Bereits als Kleinkind habe er Schauspieler werden wollen. "Und zwar wirklich mit dem ersten Schrei, den ich getan habe", behauptet Helmut Fischer mit der ihm eigenen nonchalanten Übertreibung. Auf den Erfolg muss der am 15. November 1926 geborene Ur-Münchener allerdings lange warten, sehr lange.

"Ich blicke mit Stolz auf eine 25-jährige Erfolglosigkeit zurück", stellt sich Fischer Ende der 1980er-Jahre als Prominenter im Sack in Jürgen von der Lippes Show "Donnerlippchen" vor. Preise wie den Goldenen Gong und ein Bambi für seine Paraderolle als "Monaco Franze" hat er da bereits im Regal stehen; etliche weitere Auszeichnungen, darunter ein Adolf-Grimme-Preis, werden folgen.

In der Schule ein "anarchistisches Früchterl"

Der kleine Helmut hat keinen leichten Start ins Leben; Vater Fischer macht sich kurz nach seiner Geburt aus dem Staub. So verbringt er das erste Lebensjahr in einem Heim, während sich seine Mutter als Klavierspielerin in einem Münchener Stummfilmkino durchschlägt. Aufgewachsen sei er dann, darauf legt Helmut Fischer Wert, "über dem Pissoir der Wirtschaft 'Zum Bauerngirgl' in der Donnersberger Straße 50a", in einem einfachen Viertel unter sehr einfachen Leuten. "Daraus habe ich später in meinem Beruf sehr viel verwenden können."

In der Schule glänzt Fischer nicht gerade mit Lerneifer. Als der Direktor dem "anarchistischen Früchterl" (O-Ton Fischer) eine Laufbahn als Schaffner empfiehlt, geht der Schlacks in der 7. Klasse ab und nimmt – für kurze Zeit – Unterricht an der Falckenberg-Schauspielschule. Drei Monate vor Kriegsende wird der angehende Mime zu einer Reitereinheit eingezogen. Ein Pferd ist aber nicht mehr verfügbar. Danach nimmt Fischer jede noch so winzige Rolle an. In einer Oktoberfest-Revue verkörpert er das Hinterteil eines Zebras, auf der Bühne gibt er stumme Diener und einen sprechenden Baum. Weil er wegen des schalldichten Kostüms seine Einsätze verpasst, wird er entlassen. "Leider haben Sie für die Rolle des Baums nicht die künstlerische Reife, die für diese Rolle erforderlich ist", teilt ihm die Direktion lapidar mit.

Als wehleidiger Vorstadt-Casanova unvergessen

Um zu überleben, schreibt Helmut Fischer Film- und Theaterkritiken und weiß dennoch meist nicht, wie er seine Miete bezahlen soll. 1952 erhält er am Theater Würzburg in Hebbels "Maria Magdalena" sein erstes seriöses Engagement. Er begegnet der Tänzerin Utta, die er im Jahr darauf heiratet und mit der er bis zu seinem Tod zusammenbleiben wird. 1960 entdeckt Fischer das Fernsehen für sich. Nach Dutzenden Mini-Rollen in Serien wie "Funkstreife Isar 12" oder "Graf Yoster gibt sich die Ehre" schafft er 1971 im Münchener "Tatort" als störrisch-renitenter Kriminalassistent Lenz den Sprung ins ARD-Abendprogramm. Erst mit 55 Jahren findet Helmut Fischer endlich als typisch Münchener Vorstadt-Casanova die Rolle seines Lebens, die ihn unvergessen macht.

Nach einer zufälligen Begegnung in Fischers Schwabinger Stammcafé bietet ihm Regisseur Helmut Dietl ("Kir Royal") die Titelrolle in der Serie "Monaco Franze – Der ewige Stenz" an. Unnachahmlich becirct Fischer zehn Folgen lang an der Seite seines "Spatzl" (Ruth Maria Kubitschek) mit windiger Eleganz, wehleidigem Dackelblick und Schmelz in der Stimme die Münchener Damenwelt – nach der unerschütterlichen Devise "Ein bissel was geht immer". Auf den Typus des liebenswerten, aber unzuverlässigen Filous festgelegt, ist Fischer nun Stammgast in TV-Serien und vergessenswerten Kinoklamotten wie "Zärtliche Chaoten". Ein zweiter Publikumserfolg wie der "Monaco Franze" bleibt dem eingefleischten, privat sehr publikumsscheuen Münchener aber versagt. Selbst für seine engsten Freunde überraschend, stirbt Helmut Fischer am 14. Juni 1997 nach kurzer Krankheit an Krebs.

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