Wer Klavier spielt, kennt die Marke "Steinway & Sons". Seit 1853 produziert das in New York gegründete Unternehmen Flügel und Klaviere. Legenden wie Vladimir Horowitz, Arthur Rubinstein und Sergej Rachmaninoff spielen auf solchen Instrumenten.
Auch Daniel Barenboim, Hélène Grimaud und Lang Lang gehören heute zur sogenannten Steinway-Künstler-Familie. Genau wie Gianna Nannini, Billy Joel und Keith Jarrett.
Zehn Kinder
Firmengründer ist ein Köhlersohn aus dem Harz: Heinrich Engelhard Steinweg wird am 22. Februar 1797 in Wolfshagen geboren. Er verliert drei Brüder, die Mutter und schließlich den Vater, der einem Blitzschlag zum Opfer fällt. Mit 15 Jahren ist er Vollwaise.
Steinweg geht zur Armee, wird danach Tischler und lässt sich 1820 in Seesen bei Goslar nieder. Neben seinem Job beginnt er, Instrumente zu bauen - von Zithern bis zu Klavieren. 1825 heiratet er Juliane Thiemer und bekommt mit ihr zehn Kinder.
Fabrik in New York
Bald arbeiten mit ihm seine Söhne Theodor, Heinrich, Wilhelm und Karl an den Instrumenten. Mit 53 Jahren wandert Steinweg in die USA aus: Im Juni 1850 geht die Familie in New York an Land. Vater und Söhne arbeiten in verschiedenen Klavierbaubetrieben.
Drei Jahre später gründet Steinweg eine eigene Firma unter dem amerikanisierten Namen "Steinway & Sons". Sie bauen eine sechsstöckige Fabrik für hunderte Arbeiter am Stadtrand. Das Firmenmotto lautet: "To build the best piano possible!" ("Das bestmögliche Piano bauen!").
Kluges Marketing
Das Unternehmen wird zum erfolgreichsten Klavierhersteller im Land. Mit über 135 Patenten gilt Steinway als Begründer des modernen Klavierbaus. Die Instrumente erhalten einen voluminösen Klang, eine zuverlässige Mechanik - und kluges Marketing.
An der 14. Straße wird ein Showroom gebaut, dahinter der zweitgrößte Konzertsaal der USA. 1867 ist ein Steinway-Flügel die Sensation bei der Weltausstellung in Paris. Steinway verkauft und verschenkt Instrumente an den Kaiser von Österreich, die Königin von Spanien, den türkischen Sultan und die Königin von England.
Bis 1972 ein Familienunternehmen
Gründer Steinweg stirbt am 7. Februar 1871 in New York. Die Söhne expandieren nach Europa, mit einer Niederlassung in London. Unter Theodors Leitung wird in Hamburg eine Fabrik gebaut.
In New York entsteht eine neue Fertigungsstätte mit eigener Arbeitersiedlung für 7.000 Arbeiter. Der 100.000. Flügel wird 1902 ins Weiße Haus geliefert. Erst 1972 wird das Familienunternehmen verkauft. Heute werden in New York und Hamburg jährlich 3.000 Flügel und 600 Klaviere gefertigt.
Programmtipps:
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 7. Februar 2021 ebenfalls an Henry Steinway. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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