Scheidender Bundespräsident Heinrich Lübke (BRD/CDU) während der Amtsübergabe in Bonn

14. Oktober 1894 - Heinrich Lübke wird geboren

Stand: 14.10.2019, 00:00 Uhr

Katholisch und konservativ: 1959 wird Heinrich Lübke (CDU) zum Staatsoberhaupt der Bundesrepublik gewählt. Er gilt als Notkandidat. Zunächst hat Kanzler Konrad Adenauer (CDU) selbst für das Amt kandidieren wollen, später aber abgesagt.

Lübke selbst hält sich "für wenig" geeignet. Er wäre lieber Bundeslandwirtschaftminister geblieben. "Man hat mir an der Wiege nicht gesungen, dass ich Kandidat für den Posten des Bundespräsidenten sein sollte."

Heinrich Lübke, Bundespräsident (Geburtstag 14.10.1894)

WDR 2 Stichtag 14.10.2019 04:13 Min. Verfügbar bis 11.10.2029 WDR 2


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Bauernvertreter in Berlin

Geboren wird Lübke am 14. Oktober 1894 im sauerländischen Enkhausen als Sohn eines Schuhmachers und Landwirts. 1914 beginnt er Landwirtschaft in Bonn zu studieren. Am Ersten Weltkrieg nimmt er als Kriegsfreiwilliger teil.

Nach Kriegsende schließt er sein Studium als Vermessungs- und Kulturingenieur ab. Ab 1923 ist er Geschäftsführer in landwirtschaftlichen Organisationen in Berlin. Er initiiert den Verband "Deutsche Bauernschaft" und wird 1926 dessen Direktor.

Von den Nazis inhaftiert

Von den Nazis wird Lübke, der von 1931 bis 1933 für die Zentrumspartei im Preußischen Landtag sitzt, aus allen Ämtern entlassen. Später wird er 20 Monate inhaftiert.

Im Zweiten Weltkrieg arbeitet er im Architektur- und Ingenieurbüro Schlempp, das für den späteren Rüstungsminister Alfred Speer dienstverpflichtet wird. Es erstellt Bauten für das mit Zwangsarbeitern betriebene Raktetenwaffenprogramm.

Schwerpunkt Entwicklungshilfe

Für die westfälische CDU gehört Lübke ab 1946 dem NRW-Landtag an. Von 1947 bis 1952 ist er Landwirtschaftsminister in Düsseldorf. Im Jahr darauf beruft ihn Adenauer in die Bundesregierung.

Als Bundespräsident macht Lübke die Entwicklungshilfe zu seinem Hauptanliegen. Er besucht über 35 Staaten, vor allem in der sogenannten Dritten Welt. Ihm fehlt aber manchmal die Orientierung: In Chile beteuert er, sich in Peru wohlzufühlen.

Vorwürfe aus der DDR

Da Lübke auch kein begnadeter Redner ist, wird bald über ihn gespottet. Er leidet offenbar an fortschreitender Demenz. Zusätzlich in Bedrängnis bringt ihn ab 1966 der Vorwurf aus der DDR, er sei "KZ-Baumeister" gewesen.

Lübke weist die "Verleumdungskampagne" zurück. Der Historiker Jens-Christian Wagner erklärt dem "Spiegel" 2001 allerdings, die DDR-Unterlagen seien im Kern echt. Während der Nazi-Zeit seien unter Lübkes Leitung Baracken für KZ-Häftlinge errichtet worden.

Lübke tritt 1969, wenige Monate vor Ablauf seiner zweiten Amtszeit, als Bundespräsident zurück. Er stirbt am 6. April 1972 im Alter von 77 Jahren in Bonn an Magenkrebs.

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