Es beginnt 1668 mit einer kleinen Apotheke in Darmstadt. Die Gründerfamilie Merck vererbt sie über Generationen. Nichts deutet daraufhin, dass dies die Keimzelle eines Großunternehmens ist - bis Emanuel Merck 1816 die Geschäfte übernimmt.
Daraus erwächst die Merck Aktiengesellschaft, der weltweit älteste Pharma- und Chemiekonzern. Die Firma ist noch immer mehrheitlich in Familienbesitz und beschäftigt heute rund 52.000 Mitarbeiter.
Kurz vor dem Ruin
Die Ausgangslage für den am 15. September 1794 in Darmstadt geborene Heinrich Emanuel Merck ist nicht rosig. Nach dem frühen Tod seines Vaters hatte der von der Mutter eingesetzte Verwalter die Familien-Apotheke an den Rand des Ruins gewirtschaftet.
Doch Emanuel gehört zur ersten Generation von Apothekern, die Pharmazie studieren: Das Berufsbild des Apothekers wandelt sich im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert vom Handwerker zum Wissenschaftler.
Eigenes Labor
Merck nutzt die Chance. Fasziniert von der jungen Wissenschaft richtet er ein kleines Labor ein und sucht nach neuen Wirkstoffen.
Es gelingt ihm, das bis dahin in seiner Wirkung unkalkulierbare Morphin in reiner, gut dosierbarer Form aus Rohopium zu gewinnen. Damit beginnt sein Geschäft mit Pflanzenwirkstoffen, den sogenannten Alkaloiden.
Aufbau eines Netzwerks
Seine Produkte genießen bald einen herausragenden Ruf: Morphin gegen Schmerzen, Veratrin gegen Läusebefall und Strychnin bei Herzerkrankungen. Merck baut ein Netzwerk auf und ist im ständigen Austausch mit herausragenden Wissenschaftlern wie dem Chemiker Justus Liebig.
Die Geschäftsbeziehungen reichen bis nach St. Petersburg und in die USA. 1830 wird Merck von der renommierten Pariser Societé de Pharmacie mit ihrer Goldmedaille ausgezeichnet. 1840 bietet er 50 verschiedene Präparate an. Damit hat er seine Palette innerhalb von fünf Jahren verdoppelt.
Auslandsgeschäft wächst
1850 gründet Merck mit seinen drei Söhnen eine Geschäftssozietät. Zwei Drittel des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen mittlerweile im Ausland. 1853 werden seine Alkaloide auf der Weltausstellung in New York präsentiert.
Mit 60 Jahren stirbt Emanuel Merck in seiner Geburtsstadt überraschend am 14. Februar 1855. Seine Söhne und Enkel bauen den gewerblichen Betrieb aus. Ende des 19. Jahrhunderts ist Merck das größte deutsche Pharmaunternehmen, damals wie heute mit dem Produktionsstandort Darmstadt.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 15. September 2019 ebenfalls an Heinrich Emanuel Merck. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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