Kinder im Friedensdorf Oberhausen

6. Juli 1967 - Friedensdorf Oberhausen gegründet

Stand: 06.07.2017, 00:00 Uhr

Kriege im Nahen Osten und in Vietnam sind die Auslöser: In Oberhausen bildet sich Mitte der 1960er Jahre eine Bürgerinitiative mit dem Ziel, schwer verletzte Kinder aus Krisengebieten in einem Friedensdorf medizinisch zu versorgen. Da der Krieg zwischen Israel und den arabischen Staaten nach sechs Tagen endet, konzentriert sich die Hilfe auf Vietnam.

Am 6. Juli 1967 gründet Pastor Fritz Berghaus mit sieben Gleichgesinnten einen Verein, der ein Rehabilitationszentrum bauen will. "Seine humanitäre Idee zündete", schreibt das Hamburger Abendblatt im Jahr darauf. "Ein Hüttenwerk stiftete in der Gemeinde Schmachtendorf das Grundstück. Bundeswehrsoldaten und Bereitschaftspolizisten rodeten und planierten. Schulklassen halfen mit." Ende 1967 treffen die ersten durch Napalm und Granaten verletzten Kinder aus Vietnam ein.

Friedensdorf Oberhausen gründet (am 06.07.1967)

WDR 2 Stichtag 06.07.2017 04:16 Min. Verfügbar bis 04.07.2027 WDR 2


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"Das Friedensdorf ist einzigartig", sagt Claudia Peppmüller, Mitarbeiterin der Öffentlichkeitsabteilung. "In ganz Europa gibt es kein Konzept dieser Art." Die rund 200 Kinder seien nicht in Gastfamilien untergebracht, sondern lebten im Heimbetrieb.

In ihren Heimatländern hatten die Kinder aufgrund ihrer schweren Verletzungen keine Überlebenschance. In Deutschland werden sie kostenlos in Krankenhäusern operiert und anschließend im Friedensdorf Oberhausen von Ärzten weiter versorgt und pädagogisch betreut. Wenn die Behandlung beendet ist, fahren sie zu ihren Eltern zurück.

Gesundheitsstationen in Herkunftsländern

Neben der Einzelfallhilfe leistet das Friedensdorf Oberhausen auch Projektarbeit in den Herkunftsländern. "Das Gesundheitswesen vor Ort verpflichtet sich, eine Basis-Gesundheitsstation nach deren Bau für eine Mindestlaufzeit von 20 Jahren weiterzuführen", sagt Birgit Stifter, zuständig für die Projektarbeit. Das Friedensdorf leiste eine Anschubfinanzierung und nehme die einheimischen Projektpartner damit in die Pflicht, die Station weiterzuführen.

Der Oberhausener Verein finanziert sich nahezu ausschließlich aus Spendengeldern. Ohne ehrenamtliche Mitarbeiter wäre die Hilfe nicht leistbar. Heute stammen die Kinder unter anderem aus Afrika, Zentralasien und Afghanistan.

Kritik an westlicher Politik

"Wir sind nie unterbelegt, leider", sagt Thomas Jacobs, Leiter des Friedensdorfes Oberhausen, der auch "eine verfehlte westliche Politik" für diesen Umstand verantwortlich macht. "Mit der Entsendung von Soldaten, Kriegsgeräten hat es meines Wissens noch nie dazu geführt, dass man zu einem wirklichen Frieden kam, im Gegenteil."

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 6. Juli 2017 ebenfalls an die Gründung des Friedensdorfes Oberhausen. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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