Elisabeth Mann Borgese, 11.12.2001

24. April 1918 - Geburtstag von Elisabeth Mann Borgese

Stand: 24.04.2018, 00:00 Uhr

Als sie fünf Jahre ist, zeigt Thomas Mann seiner Tochter Elisabeth zum ersten Mal das Meer. Erst über 60 Jahre später wird sie in der Öffentlichkeit davon erzählen. "Ich wollte es nie tun. Denn ich wollte nie irgendwie meine Karriere auf meinen Familienursprung stützen", wird sie dann sagen. "Das war mir zuwider."

Da ist aus dem kleinen Mädchen von damals längst die Meeresrechtlerin und Ökologin Elisabeth Mann Borgese geworden, Mitglied des „Club of Rome“, Gründerin eines internationalen Meeresinstituts und Mitinitiatorin des Internationalen Seegerichtshofs in Hamburg. Die Leidenschaft für die Ozeane ist ihr geblieben. „Im Meer fließt alles zusammen“, sagt Mann Borgese. Auf dem Meer herrschten andere Ordnungen als auf dem Land.

Elisabeth Mann Borgese, Ökologin (Geburtstag 24.04.1918)

WDR Zeitzeichen 24.04.2018 14:49 Min. Verfügbar bis 21.04.2028 WDR 5


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Konzertpianistin, dann Ehe

Geboren wird Elisabeth Mann Borgese am 24. April 1918 als fünftes Kind von Katja und Thomas Mann in München. Von Anfang an ist sie das Lieblingskind des Literatur-Nobelpreisträgers, und bleibt es bis zu seinem Tod. Ihren Wunsch, Musikerin zu werden, verfolgt sie mit unbändigem Ehrgeiz. 1937 macht sie in Zürich, wohin die Familie vier Jahre zuvor geflohen war, ihr Diplom als Konzertpianistin. 1938 übersiedelt sie mit der Familie in die USA.

Da hat Mann Borgese schon beschlossen, einen Mann zu heiraten, den sie noch gar nicht kennt: den in Chicago lehrenden Historiker und Schriftsteller Giuseppe Antonio Borgese, dessen Buch "Goliath. Der Marsch in den Faschismus" auch Vater Thomas beeindruckt hat. 1939 heiratet sie den 36 Jahre älteren Wissenschaftler, mit dem sie zwei Töchter hat. Nach seinem Tod 1952 lebt sie als Redakteurin einer Kulturzeitschrift bei Florenz.

Berühmt im Alter

Mit Ende Vierzig startet Mann Borgese ihre Karriere als Meeresexpertin. Mit ihrer charmanten und resoluten Art macht sich die Autodidaktin mit dem einnehmenden Lachen vor allem in UN-Kreisen schnell einen Namen. 1978 erhält sie trotz fehlender akademischer Abschlüsse eine Professur für Internationales Seerecht in Kanada.

Über ihre berühmte Familie äußert sich Mann Borgese erst kurz vor ihrem Tod. Da sind ihre Geschwister bereits allesamt gestorben. "Seitdem ich die letzte bin von der Generation, merke ich schon, dass ich etliches weiß, was sonst niemand mehr weiß. Und jetzt gehe ich raus. Jetzt kann niemand mehr denken, dass ich meine Karriere darauf baue." 2001 wird sie durch das von der ARD ausgestrahlte Doku-Drama "Die Manns. Ein Jahrhundertroman" von Heinrich Breloer selbst über Fachkreise hinaus berühmt. Elisabeth Mann Borgese stirbt 2002 in St. Moritz in der Schweiz.

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