9. Januar 1928 - Todestag von Edouard Sandoz

Stand: 09.01.2018, 00:00 Uhr

Der Rhein muss viel schlucken in den Gründerjahren der chemischen Industrie. Für Naturschutz ist bei den Überlegungen kein Platz. "Für die flüssigen und festen Abgänge ist er eben doch der beste Beseitiger", heißt es in einem Gutachten für die Stadtverwaltung von Basel. Edouard Sandoz und sein Kompagnon Alfred Kern erhalten daraufhin 1886 die Erlaubnis zum Bau einer Chemiefabrik an seinen Ufern.

Als 100 Jahre später die Lagerhalle des Chemiemultis Sandoz in Basel brennt und in den Fluss einströmende Quecksilberverbindungen den gesamten Fischbestand töten, setzt endlich ein radikales Umdenken ein. Aber da sind die beiden Firmengründer längst tot.

Edouard Sandoz, Firmengründer (Todestag 09.01.1928)

WDR 2 Stichtag 09.01.2018 04:14 Min. Verfügbar bis 07.01.2028 WDR 2


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Im Unsatzrausch

Geboren wird Edouard-Constant Sandoz 1853 als Sohn eines wohlhabenden Tuchhändlers in Basel. 1872 absolviert er eine kaufmännische Lehre und geht sechs Jahre später zu einem Unternehmen für Textilfärberei nach Paris. Damals wird die Färbung von Textilien von Naturfarben auf synthetische Farben umgestellt, was bunte Kleidung erschwinglich macht.

Produktionsgebäude von Sandoz

Produktionsgebäude von Sandoz

Sandoz erkennt die Bedeutung dieses chemischen Industriezweigs schnell. 1886 gründet er gemeinsam mit dem Chemiker Alfred Kern die chemische Fabrik Kern & Sandoz, die er nach dem Tod Kerns 1893 als Sandoz & Cie weiterführt.

"Geschäfte sehr gut, haben viel zu tun, komme absolut nicht nach", kann Sandoz schon drei Jahre nach der Unternehmensgründung 1889 notieren. "Rechnungsbuch heute 112.000 Franken, kolossal, noch nie dagewesen, fabelhaft, pyramidal."

Einstieg in die Pharmabranche

Fabelhaft und pyramidal ist nicht alles bei Sandoz. Oft arbeiten die Fabrikangestellten unter stark gesundheitsschädlichen Bedingungen, aber Umweltauflagen und Gewerkschaften gibt es nicht. Die neuen Farben lassen sich weltweit absetzen, die Gewinne des Unternehmens steigen in schwindelerregende Höhen.

1894 wandelt Sandoz seine Firma in eine Aktiengesellschaft um und zieht sich aus dem Tagesgeschäft zurück. Nach dem Ersten Weltkrieg investiert das Unternehmen in die neu aufkommende pharmazeutische Industrie. Verantwortlich für den Sektor ist der renommierte Biochemiker Arthur Stoll. Auch LSD wird hier entdeckt.

Allerdings fährt diese Abteilung zunächst starke Verluste ein. Den Erfolg seiner Pharmaabteilung erlebt Edouard Sandoz nicht mehr mit. Er stirbt am 9. Januar 1928 in Lausanne. 1996 fusioniert Sandoz mit dem zweiten Baseler Chemiegiganten Ciba zu Novartis. Mit Farben macht man da allerdings schon längst keine Geschäfte mehr.

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