Goethe hat Liebeskummer. In Marienbad hat sich der Geheimrat 1821 in die 50 Jahre jüngere Ulrike von Levetzow verliebt, aber die junge Dame wiedersteht seinen ernstgemeinten Avancen. "Gar keine Lust zu heiraten" habe sie damals verspürt, wird sie später in ihren spärlichen Erinnerungen an den Dichter zur Begründung für den abgelehnten Heiratsantrag schreiben.
"Bekanntlich sind die beiden ja nie zusammengekommen", betont auch Inez Florschütz, Leiterin des Deutschen Ledermuseums in Offenbach: "Es war eine unerfüllte Liebe." In ihrem Museum dürfen sich Goethe und Levetzkow jetzt symbolisch doch noch vermählen – ein bisschen wenigstens. Denn zum 100. Bestehen bringt das Haus nun Goethes lederne Hutschachtel und "die entzückenden Reise-Pantöffelchen" (Florschütz) von Ulrike von Levetzow zusammen.
Zentrum der Lederindustrie
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist Offenbach das Zentrum der deutschen Lederindustrie. Die hier entstehenden Produkte werden überall auf der Welt gekauft. Ein Grund ist, dass die ansässigen Firmen immer neue Taschen und Koffern auf den Markt bringen, um die am Zeitgeschmack orientierte Nachfrage zu stillen. Entworfen werden die Modelle von Handwerkern und Gestaltern, die von den Technischen Lehranstalten in Offenbach ausgebildet werden.
Deren Leiter Hugo Eberhardt hat zur Jahrhundertwende die Idee, Lederobjekte aus aller Welt zusammenzutragen. Den Startschuss markiert eine Tiroler Truhe aus dem 16. Jahrhundert. Schnell wächst seine Sammlung danach an. Am 13. März 1917 findet sie im Deutschen Ledermuseum eine neue Heimat.
Bitte berühren!
Heute besitzt das Deutsche Ledermuseum in Offenbach über 30.000 Exponate, die zum Teil in einer Dauerausstellung in drei Abteilungen präsentiert werden. Die ethnologische Sammlung präsentiert historische Objekte aus Asien, Amerika und Afrika, darunter Schattenspielfiguren oder einen wasserabweisenden Parka der Inuit aus Seehunddärmen. Im Schuhmuseum können die Besucher die Basketballstiefel von Joschka Fischer ebenso bestaunen wie Ötzis Fußbekleidung. Und das Museum für angewandte Kunst zeigt mittelalterliche Minnekästlchen und den Spielzeug-Elefanten des späteren französischen Königs Ludwig XV.: einen halben Meter hoch, mit einem Körper aus Eberleder und echten Stoßzähnen.
Um seine Exponate vor Parasitenbefall zu bewahren, verfügt das Deutsche Ledermuseum über eine eigene Kältekammer. Licht und Trockenheit rückt das Haus mit konstanter Luftfeuchtigkeit und Leuchtdioden zu Leibe. Um den größten Feind des Museums, den Besucherschwund, abzuwehren, setzt Direktorin Inez Florschütz auf eine zeitgemäße Präsentation samt Lexikoneinträgen von A wie Aalfisch- bis Z wie Ziegenleder. Und ab dem 13. März 2017 ist es in der Sonderausstellung zum 100-jährigen Jubiläum sogar erlaubt, bestimmte Exponate zu berühren.
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 13. März 2017 ebenfalls an das Deutsche Ledermuseum. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 14.03.2017: Vor 40 Jahren: Weltwasserkonferenz der UNO