Abgas-Reinigungs-Anlage mit Drei-Weg-Katalysator und Lambdasonde zum Einbau in einen Mercedes 300 E

16. November 1973 - Bosch stellt Lambda-Sonde vor

Stand: 16.11.2018, 00:00 Uhr

Sie ist ungefähr so groß wie ein Daumen, kostet weniger als 100 Euro und ist dennoch von zentraler Bedeutung für saubere Luft: die Lambda-Sonde, die an Katalysatoren angebracht ist. Sie wird am 16. November 1973 vom Autozulieferer Bosch nach vier Jahren Entwicklung der Öffentlichkeit vorgestellt und misst den Sauerstoffwert in Abgasen.

Im Motor explodiert ständig ein Kraftstoff-Luft-Gemisch. Damit werden die Kolben und schließlich die Räder angetrieben. Ist der Sauerstoffgehalt bekannt, kann der Verbrennungsvorgang optimiert werden - aber auch die Behandlung der Abgase durch den Katalysator. Die Information der Lambda-Sonde nutzt die Motorelektronik, um das Mischungsverhältnis zu verbessern.

Die Lambda-Sonde wird vorgestellt (am 16.11.1973)

WDR 2 Stichtag 16.11.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 13.11.2028 WDR 2


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Zuerst in den USA eingesetzt

Entwickelt wird die Lambda-Sonde, die 1976 serienreif ist, zunächst für die USA. Dort werden bereits Ende der 1960er Jahre die ersten Schadstoffgrenzwerte für Autos weltweit festgelegt. Die Lösung ist der Katalysator, der in Amerika Mitte der 1970er Jahre Pflicht wird. Er kann bis zu 90 Prozent der drei schädlichen Gase von Benzinmotoren verbrennen: Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoff und Stickoxid.

In der Bundesrepublik wird über die schädlichen Folgen von Autoabgasen erst Anfang der 1980er Jahre diskutiert. Doch die deutschen Autohersteller lehnen es ab, in alle Modelle Katalysatoren einzubauen. Man könne das Problem auch durch Veränderungen im Motor lösen. Zusätzliche Aggregate würden nur hohe Kosten verursachen.

Lobbyarbeit gegen Abgasregulierung

"Die Automobilindustrie hat immer wieder sehr erfolgreich Lobbyarbeit gegen die Einführung von Abgasregulierungen betrieben", sagt Historiker Christopher Neumaier vom Zentrum für zeithistorische Forschung in Potsdam.

Das habe sich in Deutschland bei der Einführung des Katalysators, des Dieselpartikel-Filters und der SCR-Technologie zur Reduzierung von Stickoxiden gezeigt. Dabei sei immer wieder auf einen möglichen Verlust von Arbeitsplätzen durch teurere Produkte verwiesen worden.

Europa zieht erst Jahre später nach

Zwar beschließt die Bundesregierung 1984 die Einführung des Katalysators, für alle verbindlich wird er aber erst ab 1989. Doch dagegen protestiert die Europäische Gemeinschaft (EG).

Sie fordert, dass auch Autos mit ungeregelten Katalysatoren verkauft werden dürfen, wie sie in Frankreich und Italien gebaut werden. Erst 1992 wird der geregelte Katalysator in ganz Europa Pflicht, und die erste europaweite Schadstoffnorm "Euro 1" tritt in Kraft.

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