Demonstration für den Anschluss Lettlands an die UdSSR in Riga

21. Juli 1940 - Das Baltikum wird sowjetisch

Stand: 21.07.2020, 00:00 Uhr

Im August 1939 feiern Hitler und Stalin ihren Nicht-Angriffs-Pakt als Zeichen der Freundschaft und des Vertrauens. Was nicht an die Öffentlichkeit dringt, ist ein geheimes Zusatzprotokoll: Darin beschließen sie, Polen, das Baltikum, Finnland und Bessarabien wie einen Kuchen unter sich aufzuteilen.

Schon unmittelbar nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939 beginnen die Sowjets mit der Annexion des Baltikums.

Das Baltikum wird sowjetisch (am 21.7.1940)

WDR Zeitzeichen 21.07.2020 14:57 Min. Verfügbar bis 22.07.2090 WDR 5


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Russische Truppen als "Beistand"

Der erste Schritt ist noch diplomatisch, die Außenminister aller drei baltischen Staaten werden nach Moskau geladen. "Dort wird ihnen eröffnet, dass es jetzt aufgrund der schwierigen Situation durch den Ausbruch des europäischen Krieges an der Zeit sei, sich gegenseitig abzusichern", erklärt Joachim Tauber vom Nord-Ost-Institut der Universität Hamburg.

Die bilateralen "Beistandsverträge" sehen die Stationierung der Roten Armee vor. Im Juni 1940 stehen auch im allerletzten Winkel des Baltikums sowjetische Truppen. Diese nehmen den eigenstaatlichen Armeen alle Waffen ab, moskaufreundliche Regierungen werden in Tallinn, Riga und Vilnius eingesetzt. Inszenierte Kundgebungen sollen eine Unterstützung seitens der Bevölkerung suggerieren.

Das Ende der souveränen baltischen Staaten

"Eine kleine Gruppe, vielleicht ein Dutzend, marschierte laut brüllend vorbei, mit roten Fahnen und erhobenen Fäusten. Dann folgten Menschen, die sehr traurig aussahen und weinten", sagt Vaira Vike-Freiberga, von 1999 bis 2007 Präsidentin Lettlands.

"Dies ist für Lettland ein sehr trauriger Tag", sagt auch Vike-Freibergas Mutter. Am 21. Juli 1940 beschließen Litauen, Lettland und Estland die Eingliederung in die UdSSR. Die erste sowjetische Okkupation dauert nicht lange. Aber: "Dieses eine Jahr der sowjetischen Besatzung hat der Bevölkerung der baltischen Staaten jegliche Illusion über die Realität des Lebens im Sowjetreich genommen" erklärt Tauber.

Herrschaft mit Gewalt und Schrecken

Allein in der Nacht vom 14. auf den 15. Juni 1941 werden im gesamten Baltikum schätzungsweise 50.000 bis 65.000 Menschen verhaftet und in ungeheizten Viehwaggons nach Sibirien transportiert.

Inmitten dieses Szenarios stoßen Hitlers Truppen ins Baltikum vor. Die braune Diktatur löst die rote ab. Das trifft die Juden am schlimmsten. Als der Zweite Weltkrieg endet, sind 90 Prozent aller litauischen Juden tot und 72 Prozent aller lettischen.

Nach dem Krieg gibt Moskau wieder den Ton an. Erst mit dem Zerfall der Sowjetunion bekommen Estland, Lettland und Litauen 1991 offiziell ihre nationalen Souveränitäten zurück.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 21. Juli 2020 ebenfalls an den Anschluss des Baltikums an die Sowjetunion. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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