Alexander von Humboldt hat über ihn gesagt, Heinrich Barth habe der Wissenschaft Europas einen neuen Erdteil erschlossen. Mehrere tausend Seiten umfasst der akribische Bericht, den der gebürtige Hamburger über seine Forschungsreise ins Innerste Afrikas verfasst hat. Dennoch ist sein Name heute nur noch Experten bekannt.
Mitte des 19. Jahrhunderts halten die meisten Menschen in Europa Afrika für einen Erdteil ohne Staaten, Schrift und Kultur. Als erster Reisender erforscht der am 16. Februar 1821 geborene Barth den "dunklen Kontinent" umfassend und begegnet den Menschen dort mit Respekt – ohne den Dünkel des vermeintlich überlegenen Weißen.
Verständigung ohne Dolmetscher
Der habilitierte Philologe, Geograf und Linguist bereist zunächst Nordafrika und den Vorderen Orient. 1849 wird Barth für eine britische Expedition von Tripolis durch die Sahara bis an den Niger engagiert. Als deren Leiter James Richardson 1851 an Fieber stirbt, wird Barth zum neuen Expeditionsleiter ernannt.
Abd el-Kerim, Diener des Allerhöchsten, nennt er sich auf der Reise, die ihn durch den Sudan zum Tschadsee und ins mythenumwobene Timbuktu führt. Dabei kommt Barth ohne Dolmetscher aus, denn er lernt etliche afrikanische Sprachen und spricht so gut Arabisch, dass er mit islamischen Gelehrten diskutieren kann.
In Fachkreisen hoch geehrt
Empfangszeremonie eines Stammesfürsten für Heinrich Barth
Fast 20.000 Kilometer legt Heinrich Barth zurück. "In vielen Bereichen war er ein bahnbrechender Forscher", urteilt der Historiker Christoph Marx. Als Erster entdeckt und interpretiert Barth Felszeichnungen in der Sahara, klärt den Verlauf von Nil und Niger am Tschadsee und dokumentiert Zeugnisse indigener Geschichtsschreibungen.
Nach seiner Rückkehr 1855 arbeitet Heinrich Barth drei Jahre an seinem umfassenden Expeditionsbericht, den er auf Deutsch und Englisch veröffentlicht. Er macht ihn zu einer viel geehrten und in Fachkreisen einflussreichen Koryphäe. Ein Publikumserfolg wie die abenteuerlichen Reiseerzählungen von David Livingstone oder Henry Morton Stanley aber wird das Gelehrtenwerk nicht.
Zu aufgeklärt für seine Zeit
Selbst eine akademische Karriere bleibt Barth verwehrt. "Es wurde still um ihn, weil sein differenziertes Afrikabild in der Zeit des Imperialismus nicht mehr populär war", sagt Christoph Marx. Schließlich gewährt man ihm 1863 in Berlin eine außerordentliche, also unbezahlte Professur.
So lebt der Afrikaforscher von einer kleinen Leibrente, die ihm König Friedrich Wilhelm IV. gewährt. Im Alter von nur 44 Jahren stirbt Heinrich Barth am 25. November 1865 in Berlin an den Folgen eines Magendurchbruchs.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 16. Februar 2021 ebenfalls an Heinrich Barth. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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