Bombenanschlag der ETA am 30.10.2000: Der Richter Francisco Querol Lombardero vom obersten spanischen Gerichtshof sowie dessen Fahrer und ein Leibwächter verbrennen in ihrem Dienstwagen

Stichtag

28. Juni 1960 - Erster Terroranschlag der baskischen ETA

Das erste Opfer der baskischen Untergrundorganisation ETA ist ein knapp zwei Jahre altes Mädchen: Begoña Urroz wird am 28. Juni 1960 im Amara-Bahnhof im spanischen San Sebastian durch Bombensplitter getötet. Mehrere Menschen werden bei dem Anschlag verletzt. Es ist die erste gewaltsame Aktion der 1959 gegründeten ETA. Die Organisation spielt damals eine wichtige Rolle beim Kampf gegen die Franco-Diktatur. Sie versteht sich als "baskisch-nationalistisch" und "marxistisch-leninistisch".

General Franciso Franco ist seit 1939 in Spanien an der Macht und unterdrückt die Basken massiv. Ihre Sprache und Kultur sind seit dem Spanischen Bürgerkrieg verboten. Die Namen der Basken werden hispanisiert. Gegen Ende der 1950er Jahre gründet sich als Reaktion darauf zunächst eine kulturelle Protestbewegung. Daraus geht schließlich die terroristische Separatistengruppe "Euskadi Ta Askatasuna" ("Baskenland und Freiheit") hervor, die für ein unabhängiges Baskenland kämpft. Das angestrebte Territorium besteht aus Teilen von Spaniens Nordwesten und Frankreichs Südwesten.

Auch nach Franco gehen Attentate weiter

"Wir hatten eine enorme Aufmerksamkeit, egal was wir sagten und schrieben", erinnert sich ETA-Mitbegründer Julen Madariaga. "Aber der militärische Arm sollte immer nur das ausführen, was die politische Führung beschloss - und nicht umgekehrt." Die Anschläge zielen meistens auf Polizisten, Militärs und Vertreter des Franco-Regimes. 1973 sprengt die ETA den spanischen Ministerpräsidenten und designierten Franco-Nachfolger Luis Carrero Blanco in Madrid in die Luft.

Auch nach Francos Tod 1975 und Spaniens Rückkehrs zur Demokratie setzt die ETA weiterhin auf den bewaffneten Kampf. Das blutigste Attentat findet im Juni 1987 statt: Bei einem Anschlag auf ein Kaufhaus in Barcelona werden 21 Menschen getötet und 30 verletzt. Im März 2003 verbietet der Oberste Gerichtshof Spaniens die Ende der 1970er Jahre gegründete ETA-nahe Baskenpartei "Batasuna" ("Einheit"), die den Behörden als politischer Ableger der Terroristen gilt.

2011 den bewaffneten Kampf beendet

Der Fahndungsdruck ist hoch: 2004 werden über 100 mutmaßliche ETA-Mitglieder verhaftet. Zwei Jahre später verkündet die Organsiation eine Waffenruhe. Friedensgespräche mit der Regierung scheitern jedoch. Nach wenigen Monaten kehrt die ETA zur Gewalt zurück. Schließlich haben die Verhandlungen doch Erfolg. Ende 2011 verkündet die ETA in einer Videobotschaft das Ende ihres bewaffneten Kampfs. Rund 460 ETA-Häftlinge sitzen derzeit in französischen und spanischen Gefängnissen. Ihre Familien fordern, die Inhaftierten in nahe gelegenen Gefängnissen zusammenzulegen.

Spaniens konservative Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy lehnt dieser Forderung ab. Erst wenn die ETA alle Waffen abliefere, werde über Hafterleichterungen geredet. Auch müsse sich die Terrororganisation endgültig auflösen. Schätzungsweise leben heute noch 60 Mitglieder im Untergrund. Ihr Rückhalt in der Bevölkerung ist gering: "Vielleicht zehn Prozent der baskischen Gesellschaft teilen die politischen Ansichten der ETA", sagt der baskische Friedensforscher Gorka Espiao. "Aber der große Unterschied zu früher ist, dass die überwältigende Mehrheit - einschließlich derer, die die politischen Ziele teilen - die Gewalt heute ablehnt." Bis heute gehen 858 Tote auf das Konto der ETA.

Stand: 28.06.2015

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