Der schwedische Asienforscher Sven Hedin mit zwei chinesischen Mitarbeitern

Stichtag

19. Februar 1865 - Sven Hedin wird geboren

1880 kommt der Polarforscher Adolf Erik Nordenskiöld nach Stockholm zurück. Kurz zuvor hat er als Erster die gesamte Nordostpassage – den legendären Seeweg nach Ostasien - befahren, jetzt ist seine Heimatstadt im Schein unzähliger Lampen und Fackeln hell erleuchtet. Der 15-jährige Sven Hedin steht mit seinen Eltern und Geschwistern auf einer Anhöhe und betrachtet das Spektakel.

"Von Kais, Straßen, Fenstern und Dächern dröhnte donnernder Jubel", wird Hedin später notieren. "Mein ganzes Leben lang werde ich an diesen Tag zurückdenken; er wurde entscheidend für meinen künftigen Weg. 'So will ich auch einst heimkommen', dachte ich."

Zum Schah von Persien

Geboren wird Hedin am 19. Februar 1865. Nach dem Abitur kommt er als Lehrer der Gebrüder Nobel erstmals nach Asien. 1889 geht er nach Berlin, um bei dem Geografen Ferdinand von Richthofen zu studieren, reist aber schon während seiner Ausbildung immer wieder nach Asien, unter anderem im Rahmen einer Gesandtschaft des schwedischen Königs zum Schah von Persien. 1982 promoviert er in Halle mit der kurzen Abhandlung "Der Demawend nach eigener Beobachtung" - ein Auszug aus einem seiner vielen, in zahlreiche Sprachen übersetzten Reiseberichte, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in keinem gutbürgerlichen Haushalt fehlen dürfen.

Zwischen 1893 und 1909 unternimmt Hedin drei lange Expeditionen nach Zentralasien und China, 1927 tritt der seine letzte und zugleich größte Expedition an, die acht Jahre dauern soll. 34 Diener und fast 300 Kamele tragen die Lasten durch die Mongolei, die Wüste Gobi und Westchina, mit einer ganzen Armada von Archäologen, Ethnografen, Geologen, Zoologen und Paläontologen im Schlepptau. Während dieser Reisen kartiert Hedin den Transhimalaja, entdeckt die Quellen von Indus und Brahmaputra, findet untergegangene chinesische Städte und beschreibt als Erster den wandernden Wüstensee "Lop Nor".

Flammender Anhänger Hitlers

Schon im Ersten Weltkrieg macht sich Hedin als Kriegsberichterstatter für den Sieg des "deutschen Volkes im Kampf für das eigene Dasein, die Zukunft und die Größe" stark. Nach der Machtergreifung Hitlers kommt er 1935 zu einer mehrere Monate dauernden und von der SS organisierten Rundreise nach Deutschland, um Vorträge zu halten. Während der Olympischen Spiele 1936 hält er als überzeugter Nationalsozialist im Berliner Olympiastadion eine flammende Rede an die "Jugend der Welt", sein Buch "Deutschland und der Weltfrieden" (1937) ist ein Plädoyer für die antisemitische NS-Ideologie. Der Umstand, dass es in Deutschland verboten wird, stellt sich aus heutiger Forschungssicht als geschicktes Marketingmanöver dar, um den Weltmarkt nicht zu verlieren.

Noch 1945 gratuliert Hedin Hitler von Stockholm aus zum Geburtstag, nach dem Zweiten Weltkrieg schreibt er vornehmlich über sein Leben, seine Begegnungen mit Berühmtheiten - und Hunde in Asien. Von der schwedischen Öffentlichkeit wird er in den letzten Lebensjahren eher gemieden. Er stirbt 1952 mit 87 Jahren in Stockholm. Seine wissenschaftlichen Leistungen sind unbestritten.

Stand: 19.02.2015

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