Ein Tischtennisschläger liegt auf der Platte

Wie Kölner Tischtennis-Senioren die WM in Rom erleben

Stand: 08.07.2024, 21:01 Uhr

Sport im besten Alter - das verspricht die Tischtennis-WM der Seniorinnen und Senioren in Rom. Fünf Sportler des FC Junkersdorf (Köln) sind am Start. Über ein Breitensport-Event der besonderen Art.

Von Julian Tilders

Tischtennis ist im Trend - und zwar in einer bestimmten Altersgruppe. "Unsere Trainingsgruppe ist innerhalb eines Jahres von zwei auf 16 Köpfe angewachsen", bilanziert Klaus Voss im WDR-Gespräch. Er ist der Abteilungsleiter Tischtennis des FC Junkersdorf - und er erzählt von erhöhtem Andrang beim Senioren-Team. Mit fünf dieser Senioren ist der FC Junkersdorf gerade bei der Tischtennis-Senioren-WM in Rom (7. bis 14. Juli) vertreten.

Dort geht es für die Junkersdorfer Tischtennisspieler im besten Alter - Frauen sind noch keine dabei - um die "Qualifikation fürs Hauptfeld". So beschreibt Voss die sportlichen Ambitionen. Doch es geht eigentlich um was anderes bei diesem Breitensport-Event der besonderen Art, sagt Voss, der selbst in der Kategorie Ü60 am Tisch steht: "Es gibt auch Verbissene. Aber die Freude am Sport steht an vorderster Stelle. Es ist eine wunderbare Amateurveranstaltung, bei der es nicht um Geld geht."

Trend beim FC Junkersdorf und bei WM decken sich

Und diese "wunderbare Amateurveranstaltung" schätzen offenbar immer mehr Tischtennisspielerinnen und -spieler im besten Alter. So deckt sich der Senioren-Boom beim FC Junkersdorf mit dem allgemeinen Trend bei der WM, die dieses Jahr auch zum ersten Mal unter der Regie des Weltverbandes (ITTF) stattfindet.

Die WM verzeichnet dieses Jahr eine Rekordzahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern: über 6.100 Menschen spielen dort Tischtennis, fast 1.200 kommen aus Deutschland. "Das hat es noch nie gegeben", sagt Voss. "Im Seniorenbereich gibt es beim Tischtennis eine richtige Renaissance."

Klaus Voss (3.v.l.) und seine Mitspieler des FC Junkersdorf posieren bei der Tischtennis-Senioren-WM in Rom

Klaus Voss (3.v.l.) und seine Mitspieler des FC Junkersdorf posieren bei der Tischtennis-Senioren-WM in Rom.

Er hat auch eine Erklärung dafür, dass sich in der alternden Gesellschaft viele ausgerechnet dem Tischtennis zuwenden: "Tischtennis kann man bis ins hohe Alter spielen. Im Fußball oder auch im Tennis ist die Verletzungsgefahr zu groß." Häufig laufe es so: "Wir haben die Situation, dass viele Leute jenseits der 50 Jahre sagen: Ich habe früher mal Tischtennis gespielt. Und die entdecken das nach 20, 30 Jahren wieder neu für sich."

Düssseldorferin Blasberg Favoritin bei Ü90

Natürlich gibt es aber auch sehr Ambitionierte im Teilnehmerfeld, die dem Tischtennis nie den Rücken gekehrt haben. Eine davon ist Marianne Blasberg, Jahrgang 1934, sie ist aktiv für den FTV Düsseldorf. Und tritt in der Kategorie Ü90 bei der WM in Rom an. Sie ist die Favoritin, sechs Teilnehmerinnen gibt es in ihrer Altersklasse.

Marianne Blasberg: 90-jähriges Tischtenniswunder

Lokalzeit aus Düsseldorf 04.04.2024 05:49 Min. Verfügbar bis 04.04.2026 WDR Von Ina Reuter

Denn Blasberg, die mit 22 Jahren das Tischtennisspielen anfing, ist Seriensiegerin bei Welt- und Europameisterschaften. Sie hat schon mehrere Dutzend Einzeltitel gefeiert, letztes Jahr auch den Ü80-Wettbewerb gewonnen.

Blasberg ist natürlich einer der "großen Namen", die die Aufmerksamkeit der Tischtenniswelt durchaus auf sich ziehen. Voss, Abteilungsleiter Tischtennis des FC Junkersdorf, erklärt aber mit Blick auf die Männer-Konkurrenz: "Das Schöne ist, dass auch nicht unbedingt ganz große Namen vor Ort sind. Also der einzige aus Deutschland den man kennt, ist Zsolt-Georg Böhm [62 Jahre, d. Red.], der in den 80er Jahren fünfmal deutscher Meister war." Böhm ist bei der Senioren-WM der Ü60-Titelverteidiger.

Warum sich der Spielstil mit dem Alter ändert

Spieltechnisch und -taktisch gibt es auch durchaus hochspannende Spiele, betont Voss - bei allem Spaß an diesem Breitensport-Event. Die Altersstruktur des Teilnehmerfeldes bringe mit sich, dass "natürlich auch viele Abwehrspieler und Materialspieler, die mit langen Noppen und Anti-Topspin-Belag spielen", am Start sind. Dies ist bemerkenswert, weil das Abwehrspiel im Gegensatz zum Angriffsspiel im Tischtennis eher auf dem Rückzug ist.

Voss erklärt sich das so: "Es gibt hier auch Angriffsspieler. Die Senioren gehen ja ab 40 Jahren los. Da wird natürlich ein ganz anderes Tischtennis gespielt als in der der Gruppe Ü80. Ab fortgeschrittenem Alter wird es defensiver, das würde ich schon sagen. Das Angriffsspiel setzt eine gewisse Athletik voraus, die man als 70- oder 80-Jähriger nicht mehr hat."

Mit dem Alter ändert sich also durchaus mal der Spielstil - aber die Liebe zum Tischtennis bleibt.